Genetik

Mensch und Pferd - ähnlicher als gedacht

Braunschweig - 20.11.2009, 07:10 Uhr


Mensch und Pferd sind sich genetisch ähnlicher als bislang gedacht. Das zeigte die Aufklärung der genetischen Struktur des Pferdes.

Zurzeit ist technisch noch niemand in der Lage, ein gesamtes Genom in einem Stück zu sequenzieren. Deshalb arbeiten die Forscher mit willkürlich zerschnittenen größeren DNA-Stücken. Dabei werden nicht die DNA-Fragmente in ihrer vollen Länge analysiert, sondern nur die Enden. Es ging den Forschern darum, herauszubekommen, welche Bruchstücke an den Enden die gleiche Sequenz von DNA-Bausteinen aufweisen. Gleiche Sequenzen bedeuten, dass die jeweiligen DNA-Bruchstücke zusammen gehören. Man kann sich das ähnlich wie mit zwei Reihen von Ziegelsteinen vorstellen. Nur wenn sie in bestimmter Weise aneinander gelegt werden, passen sie auch lückenlos zusammen. So verhält es sich auch mit den DNA-Fragmenten. Die Forscher benutzen für ihre Untersuchungen Sequenziergeräte. Diese speichern die riesigen Datenmengen der Basensequenzen. Die Wissenschaftler bereiteten die Datenflut mithilfe der Bioinformatik auf, sodass eine praktisch lückenlose Genomsequenz entstand.

Das Ergebnis der Untersuchungen: Mensch und Pferd sind sich genetisch ähnlicher als gedacht. Vergleicht man das Pferdegenom mit dem des Menschen direkt von Chromosom zu Chromosom, so gibt es in etwa der Hälfte der Fälle sehr starke Übereinstimmung. Beim Vergleich Mensch zu Hund liegt dieser Wert nur bei etwa 30 Prozent.

In Zukunft werden die Wissenschaftler die gewonnenen Daten dazu nutzen, die Pferdegesundheit sozusagen auf molekularer Ebene zu untersuchen. Davon kann auch der Mensch profitieren: Beide - Mensch und Pferd - leiden zum Teil an denselben Erkrankungen, wie etwa Allergien. Die neuen Erkenntnisse können den Wissenschaftlern weltweit als Basis dienen, um Ursachen von Erkrankungen besser zu verstehen und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Literatur: Wade CM, Giulotto E, Sigurdsson S, et al.: Genome sequence, comparative analysis, and population genetics of the domestic horse. Science 2009:326 (5954);865-86.


Dr. Bettina Hellwig