Tumorbiologie

Neue Mikrochips erkennen Krebs

München - 12.02.2010, 08:35 Uhr


Eine neuartige Testmethode soll es künftig ermöglichen, einen Tumor bereits kurz, nachdem er sich gebildet hat, zu erkennen. Der Test detektiert charakteristische Stoffe im Blut, die mit einer bestimmten Tumorart einhergehen.

Je früher der Arzt einen Tumor erkennt, desto besser sind die Heilungschancen für den Patienten. Ein neues Testsystem soll künftig helfen, die Krankheit bereits im Anfangsstadium zu erkennen. Basis der Technologie ist ein Mikrofluidik-Chip: Auf ihm befinden sich winzige Kanäle, in denen eine Blutprobe des Patienten zirkuliert. Der Chip spürt Markerproteine auf, die für eine Krebserkrankung charakteristisch sind. Derartige Testsysteme gibt es bereits. Sie messen jedoch nicht allzu genau und benötigen eine größere Anzahl an Molekülen im Blut, um Tumormarker nachzuweisen. Zudem müssen die Tests im Labor durchgeführt werden, was zeit- und kostenintensiv ist.

Ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördertes Verbundprojekt soll hier Abhilfe schaffen. Das Herzstück des neuen Sensors - biofunktionalisierte Nanopartikel - entwickeln Forscher am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg. Sie haben die Nachweisgrenze gegenüber dem Stand der Technik um einen Faktor hundert verbessert. Brauchte man zum Nachweisen von Tumormarkern in einer bestimmten Blutmenge bisher hundert Moleküle, so reicht nun eines. Auf diese Weise lassen sich Krankheiten viel früher erkennen, als das mit bisherigen Methoden möglich ist.

Auf der neuen Sensorelektrode sind antikörperbesetzte Nanopartikel fixiert, die die gesuchten Proteine gezielt herausfischen. Dazu wird das Blut immer wieder an der Elektrodenoberfläche vorbei gepumpt. Ähnlich wie bei einem Fluss ist die Strömung in der Kanalmitte am größten, am Ufer ist das Wasser langsamer. Daher haben die Forscher eine Art Angel aus Nanopartikeln gebaut, die die Antikörper in der Mitte des Blutstroms registriert, wo die meisten Proteine pro Zeiteinheit vorbeischwimmen. Hat ein Antikörper das passende Protein, einen Tumormarker, gefangen, verschiebt sich die elektrische Ladungsverteilung. Dies erkennt die Elektrode.

Die Forschergruppen entwickeln jetzt einen Demonstrator, der vier Biosensoren vereint, die auf einzelne Moleküle reagieren. Zudem arbeiten die Experten daran, mehrere Tumormarker gleichzeitig nachzuweisen. In einigen Jahren soll das System auf den Markt kommen.

Quelle: Pressemitteilung der Fraunhofer Gesellschaft, München, 1. Februar 2010.


Dr. Bettina Hellwig