Risikofaktoren

Neue Messgröße für Übergewicht

München - 06.03.2010, 07:00 Uhr


75% aller deutschen Männer und fast 60% der Frauen sind übergewichtig. Gängige Statistiken beruhen auf Erhebungen mit dem Body Mass Index (BMI). Jetzt empfehlen Münchner Mediziner eine neue Messgröße

Der BMI spielt nach den Daten einer neuen Studie keine Rolle für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen. Für die Einschätzung dieses Risikos eignet sich der Wert besser, der sich ergibt, wenn man Taillenumfang durch Körpergröße teilt, der WHtR (aus dem Englischen für waist-to-height-ratio).

Nicht die Menge, sondern die Verteilung des Körperfetts ist offenbar entscheidend für bestimmte Krankheits-Gefahren, und viele Experten sprechen von "gutem" und "bösem" Fett. Der Speck um den Bauch - also um die Taille - kann schädliche Fettsäuren abgeben und diverse Botenstoffe in den Körper abgeben, die Entzündungen fördern, unter anderem in den Gefäßen, was die Arteriosklerose vorantreibt. Hüft-, Oberschenkel- und Gesäßfett hingegen haben nach jüngsten Erkenntnissen nichts mit dem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu tun und wirken mitunter sogar schützend, wie manche Untersuchungen zeigen. Entsprechend versuchen die Wissenschaftler das ideale Maß zu finden, das die realen Verhältnisse widerspiegelt. In der Diskussion sind das Verhältnis von Hüft- zu Taillenumfang (WHR) und der WHtR.

In eine neue Studie wurden fast 11.000 Probanden einbezogen. Zu Beginn wurden für jeden Studienteilnehmer WHR, WHtR und BMI ermittelt. Dabei wurden für jedes Maß vier Größenordnungen festgelegt. Drei bis acht Jahre lang beobachteten die Forscher dann die gesundheitliche Entwicklung der Probanden. Ergebnis: Ob ein Mensch einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommt oder daran stirbt, lässt sich am besten mit dem WHtR abbilden. Je höher dieser Wert ist, desto größer ist das Risiko. Die beiden anderen getesteten Maße waren weitaus weniger (WHR) oder gar nicht (BMI) aussagekräftig. Nach den Ergebnissen dieser Studie sollten medizinische Fachgesellschaften und WHO ihre Empfehlungen für die Messung des Körperfetts demnächst ändern.

Quelle:

Schneider, H. J. et al.: J. Clin. Endocrinol. Metab., Online-Vorabpublikation: http://jcem.endojournals.org/cgi/content/abstract/jc.2009-1584v1?maxtoshow=&;...


Dr. Bettina Hellwig