Arzneimittel-Versorgung

KBV: Ärzte aus der Kostenverantwortung entlassen

Berlin - 11.05.2010, 12:01 Uhr


Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat die Bundesregierung aufgefordert, die Ärzte aus der Kostenverantwortung für Arzneimittel zu entlassen. Auch dies sei ein Punkt, der die Mediziner unzufrieden und den Arztberuf unattraktiver mache, erklärte KBV-Vorstand Carl-Heinz Müller.

Müller sieht die Mediziner bereits in einem Teufelskreis gefangen: „Unzufriedene Ärzte, Ärztemangel, steigender Behandlungsbedarf trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen, noch unzufriedenere Ärzte, noch mehr Ärztemangel“. Nötig sei ein ganzes Maßnahmenbündel, um den Arztberuf wieder attraktiver zu machen und Ärzte vor allem für die ambulante Grundversorgung zu gewinnen. Aufgrund des steigenden Bedarfs seien auch verstärkt Kooperationen zwischen Vertragsärzten und Pflegeberufen nötig. Die KBV führe hierzu bereits Kooperationsgespräche mit den Pflegeverbänden, so Müller.

Positiv äußerte sich der KBV-Vorstand über die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) in der Arzneimittelpolitik. Dazu gehörten die kurzfristige Nutzenbewertung für Arzneimittel und die Rabattverpflichtung für innovative Präparate ohne Zusatznutzen. Dies helfe Kosten einzusparen, ohne dass die Qualität der Versorgung der Versicherten gefährdet werde. Ziel der KBV sei aber nach wie vor, die Regresse für Ärzte endgültig abzuschaffen und das Kostenmanagement vollständig auf Krankenkassen und Pharmahersteller zu übertragen, betonte Müller.

Kritisch sieht die KBV jedoch, dass Rabattvereinbarungen zwischen Kassen und Herstellern künftig auch Regelungen zur Versorgung und Qualität beinhalten sollen. Müller forderte, in diesen Fällen die Ärzteschaft in die Vertragsgestaltung einzubeziehen. Es müsse sichergestellt werden, dass notwendige Medikamente für alle Patienten gleichermaßen verfügbar sind. „Deswegen lehnen wir auch einen Weg hin zu kassenindividuellen Positivlisten strikt ab“, betonte der KBV-Vorstand.  Er forderte das BMG auf, den eingeschlagenen Weg der Rabattvereinbarungen konsequent zu Ende zu gehen und die Vertragsärzte aus der Kostenverantwortung zu entlassen. „Wir brauchen kein Stückwerk, sondern ein rundes Gesamtpaket zur Neuausrichtung der Arzneimittelversorgung“, so Müller.

Ginge es nach der KBV, würden Ärzte künftig nur noch den Wirkstoff verordnen, die Dosierung festlegen und Hinweise zur Einnahme geben. Dies würde nicht nur die Umsetzung von Rabattverträgen erleichtern, sondern wäre auch die passende Grundlage für Zielpreisvereinbarungen zwischen Kassen und Apothekern.


Kirsten Sucker-Sket