Molekularbiologie

Craig Venter will Grippe unter Kontrolle bringen

San Diego - 25.05.2010, 14:33 Uhr


Der amerikanische Molekularbiologie J. Craig Venter hat in seinem privaten Forschungsinstitut JCVI in San Diego „synthetisches Leben“ hergestellt. In einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung äußerte er sich zu potenziellen Anwendungen dieser Erfindung.

Das JCVI hatte 2000 das menschliche Genom entschlüsselt und 2007 erstmals das vollständige Genom eines Bakteriums hergestellt. Nun gelang es ihm, das synthetisch hergestellte Genom von Mycoplasma mycoides in eine zuvor von der DNA befreite Zelle von Mycoplasma capricolum zu übertragen und diesen Organismus am Leben zu erhalten oder zum Leben zu erwecken, je nach Interpretation des Experimentes und der Definition von „Leben“. Auch Venter äußerte sich dazu in einer nahezu philosophischen Sprache. Er sieht Leben „als dynamischen Prozess, voll und ganz gesteuert vom Informationssystem“ und meint, dass alle (natürlichen und künstlichen) Lebewesen einschließlich des Menschen „durch DNA-Software getriebene Informationsmaschinen“ sind.

Das Experiment mag auf den ersten Blick wie eine gentechnologische Spielerei anmuten, es soll sich aber schon in naher Zukunft nutzbringend anwenden lassen. So arbeitet das JVCI mit den US-amerikanischen Institutes of Health und der Firma Novartis zusammen, um die Herstellung von Grippeimpfstoffen zu beschleunigen und dadurch die Grippe „unter Kontrolle zu bringen“. Laut Venter könnte das Verfahren schon nächstes Jahr zur Verfügung stehen.

Langfristige Ziele sind, Kohlendioxid zu binden, neue Quellen für Nahrungsmittel und Treibstoffe zu entdecken oder sogar Fleisch und Wasser synthetisch herzustellen. Venter will bei aller Zielstrebigkeit kein Prophet sein: „Ich weiß nicht, wie viele Kaninchen ich noch aus dem Zylinder ziehen kann.“


Dr. Wolfgang Caesar


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