HIV

Antikörper gibt neue Hoffnung für Impfstoffentwicklung

Wien - 27.07.2010, 07:28 Uhr


Amerikanische Wissenschaftler haben aus dem Blut eines HIV-Infizierten, der seit Jahren ohne Behandlung mit der Krankheit lebt, zwei hochwirksame Antikörper isoliert. Unter Laborbedingungen stoppte einer von ihnen mehr als 90% aller bekannten HIV-Stämme.

Die jetzt identifizierten Antikörper VRC01 und VRC02 neutralisieren mehr HIV-Stämme als alle anderen bisher bekannten. Mit Hilfe eines modifizierten Proteins von HIV-1 wurden sie aus dem Blut eines Infizierten isoliert. Die beiden Moleküle blockieren eine Andockstelle des HI-Virus: Alle HIV-1-Stämme benötigen als Eintrittspforte in Lymphozyten die CD4-Bindungsstruktur auf der Membranoberfläche dieser Zellen. Daher ist das „konservative“ Oberflächenmolekül gp120 von HIV-1, das an den CD4-Marker auf Immunzellen bindet, von besonderem Interesse. Ist die CD4-Bindungsstelle besetzt, kann der Erreger nicht mehr an die Zelle andocken.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass auf der Basis ihrer Erkenntnisse die Möglichkeit zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen den Aids-Erreger besteht. Das Hauptproblem stellte bislang jedoch dessen hohe Variabilität dar. Die jetzt entdeckten Antikörper würden sich hingegen "an einen praktisch unveränderlichen Teil des Virus anheften, und das erklärt warum sie eine so außerordentlich große Zahl von HIV-Stämmen neutralisieren können", erläuterte John Mascola, Vizedirektor des Vaccine Research Centers (VRC) am NIH-Instituts für Allergologie und Infektionskrankheiten (NIAID), zuversichtlich.

Quellen:
Wu, X. ; et al.:Rational Design of Envelope Identifies Broadly Neutralizing Human Monoclonal Antibodies to HIV-1. Science 2010; DOI: 10.1126/science.1187659 v. 08.07.2010.
Zhou, T.; et al.: Structural Basis for Broad and Potent Neutralization of HIV-1 by Antibody VRC01. Science 2010; DOI: 10.1126/science.1192819 v. 08.07.2010.
Ärzte-Zeitung online, 09.07.2010.


Dr. Hans-Peter Hanssen/DAZ