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Nicotinsäure
Ursache des Flushing-Effekts aufgeklärt
Die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen mit Nicotinsäure hat eine ungefährliche, aber unangenehme Nebenwirkung: Die Patienten bekommen einen hochroten Kopf. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung
Nicotinsäure erhöht die HDL-Plasmakonzentration. Bereits kurze Zeit nach Einnahme von Nicotinsäure kommt es bis zu eineinhalb Stunden lang zu einer sehr starken Rötung des Gesichts und des Oberkörpers. Ursache für diesen Flushing-Effekt ist die Erweiterung von Blutgefäßen in der Haut. Viele Patienten brechen die Therapie wegen dieser Symptome ab. Ein spezifischer Rezeptor für Nicotinsäure vermittelt ihre erwünschten Wirkungen.
Untersuchungen an Mäusen, in denen das Gen für diesen Rezeptor deaktiviert worden war, zeigten aber, dass der Rezeptor ebenfalls für die durch Nicotinsäure-induzierte Flushing-Reaktion verantwortlich ist. Nun ist der Nachweis gelungen, dass der Rezeptor sowohl in den Hauptzellen der oberen Hautschicht, den Keratinozyten, vorhanden ist, als auch in Immunzellen dieser Hautschicht, den Langerhans-Zellen. Durch Untersuchung genetisch veränderter Mausstämme, bei denen der Rezeptor entweder in den Langerhans-Zellen oder in den Keratinozyten der oberen Hautschicht blockiert ist, konnten die Max-Planck-Forscher zeigen, dass die erste Phase der Flushing-Reaktion durch Aktivierung von Langerhans-Zellen ausgelöst wird. Die zweite, länger andauernde Phase beruht dagegen auf einer Aktivierung von Keratinozyten. In den beiden Phasen werden durch die Aktivierung des Nicotinsäure-Rezeptors jeweils unterschiedliche Prostaglandine gebildet. Durch Hemmung der Prostaglandin-Bildung oder durch Blockade der Prostaglandin-Rezeptoren in der Haut lässt sich das Flushing-Phänomen unterbinden, während die erwünschten Effekte der Nicotinsäure auf den Fettstoffwechsel dadurch unbeeinflusst bleiben.
Diese Befunde könnten als Basis für neuartige Verfahren zur Hemmung der unerwünschten Flushing-Reaktion unter einer Nicotinsäuretherapie dienen. So haben bereits mehrere pharmazeutische Unternehmen mit der Entwicklung neuartiger "Flush-Hemmer" begonnen, die zu einer Verminderung der Prostaglandin-Bildung oder Prostaglandin-Wirkung führen. Wenn man diese zukünftig in Kombination mit Nicotinsäure verabreicht, lassen sich diese unangenehmen Nebenwirkungen unterdrücken, die bisher für die mangelnde Akzeptanz beim Patienten verantwortlich waren.
Quelle: Hanson, J., et al.: J. Clin. Invest., Online-Vorabpublikation, DOI:10.1172/JCI42273.
Bad Nauheim - 30.07.2010, 06:55 Uhr