PRISCUS-Liste

Unterstützung von Ärzten und Apothekern

18.08.2010, 12:55 Uhr


Die Gabe bestimmter Arzneimittel bei älteren Patienten gilt wegen eines erhöhten Risikos an unerwünschten Arzneimittelereignissen als potenziell inadäquate Medikation. Mit der PRISCUS-Liste steht jetzt erstmals für den deutschsprachigen Raum eine Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen zur Verfügung. Sie erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch ersetzt sie eine auf den einzelnen Patienten bezogene Nutzen-Risiko-Abwägung.

Basierend auf einer selektiven Literaturrecherche und einer qualitativen Analyse internationaler Listen wurde eine vorläufige, an den deutschen Arzneimittelmarkt angepasste PIM-Liste zusammengestellt. Die finale deutsche Liste potenziell inadäquater Medikationen wurde nach einer zwei Runden umfassenden, strukturierten Expertenbefragung erarbeitet. 83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen wurden als potenziell inadäquat für ältere Patienten bewertet. 46 Arzneistoffe konnten auch nach der zweiten Befragungsrunde nicht eindeutig eingestuft werden. Für den Fall, dass eine potenziell ungeeignete Medikation unvermeidbar ist, beinhaltet die endgültige PRISCUS-Liste Empfehlungen für die klinische Praxis wie beispielsweise Monitoringparameter oder Dosisanpassungen. Ferner werden Therapiealternativen genannt. Die vollständigen PRISCUS-Medikationsempfehlungen sind als Hilfestellung und zur Unterstützung von Ärzten und Apothekern gedacht. Die Liste erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit, noch ersetzt sie eine auf den einzelnen Patienten bezogene Nutzen-Risiko-Abwägung. Sie soll vielmehr auf besondere Probleme bei der Arzneimitteltherapie älterer Menschen aufmerksam machen. Bei Unverträglichkeit der alternativ vorgeschlagenen Wirkstoffe oder bei möglichen Interaktionen mit dem alternativ empfohlenen Präparat kann beispielsweise auch die Gabe eines Arzneimittels notwendig werden, das als potenziell inadäquate Medikation gilt. Die PRISCUS-Liste kann aber auch wesentliche Bereiche der geriatrischen Pharmakotherapie mit abdecken, zum Beispiel konkrete Vorschläge zum sicheren Monitoring machen, falls eine Verordnung potenziell inadäquater Arzneimittel nicht zu vermeiden ist. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Entwicklung von Präventionsstrategien und Leitlinien multimorbider Patienten. So könnte die Liste beispielsweise in vorhandene Leitlinien zur Geriatrie integriert oder in ein geriatrisches Pharmakotherapiekonzept eingebunden werden, bei dem man eine Polypharmakotherapie und Interaktionen vermeidet und die Dosierung von Medikamenten regelmäßig überprüft.

Die Priscus-Liste finden Sie hier (bitte klicken).

Einen ausführlichen Beitrag (nur für DAZ-Abonnenten) zur „PRISCUS-Liste - potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen“  können Sie in DAZ Nr. 33 lesen.


Dr. Carolina Kusnick


Das könnte Sie auch interessieren

Analyse und Optimierung der Arzneimitteltherapie geriatrischer Patienten

Polypharmazie bei Senioren

Mit Beers, Forta, Priscus und Co. die Therapie für Ältere optimieren

Was Listen leisten können

Arzneimittelversorgung älterer Menschen

Priscus-Liste zeigt Wirkung