Jugendsexualität

Jugendliche verhüten so gut wie nie zuvor

Berlin - 02.09.2010, 16:03 Uhr


Deutsche Mädchen und Jungen sammeln ihre ersten sexuellen Erfahrungen heute später als noch vor fünf Jahren. Dies geht aus der Studie „Jugendsexualität 2010“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervor.

Unter den 17-jährigen Mädchen hatten 66 Prozent bereits Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr – 2005 waren es noch 73 Prozent. Bei den gleichaltrigen Jungen blieb der Anteil mit 65 Prozent nahezu konstant. „Annahmen, wonach immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht“, erklärte BZgA-Direktorin Elisabeth Pott. Die aktuelle Erhebung zeige, dass seit Mitte der neunziger Jahre die sexuelle Aktivität Jugendlicher fast unverändert und jetzt sogar rückläufig ist.

In der Regel erleben deutsche Jugendliche ihr „erstes Mal“ in einer festen Beziehung. Darüber hinaus ist die Hälfte der sexuell aktiven Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren bislang lediglich eine Partnerbeziehung eingegangen. Für deutsche Jungen trifft das auf 40 Prozent zu. Jungen aus Migrantenfamilien sind früher und damit insgesamt häufiger sexuell aktiv als deutsche Jungen. Mädchen mit Migrationshintergrund sind dagegen deutlich zurückhaltender und begründen das damit, zu jung zu sein.

Die Studie zeigt auch: Sexuell aktive deutsche Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren verhüten heute bereits beim ersten Mal besser als je zuvor: Nur je acht Prozent der Mädchen und Jungen geben an, keine Verhütungsmittel benutzt zu haben. 1980 lag dieser Anteil mit 20 Prozent bei den Mädchen und 29 Prozent bei den Jungen um ein Vielfaches höher. Auch bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund hat sich das Verhütungsverhalten verbessert, wenngleich es noch nicht auf dem Niveau ihrer deutschen Altersgenossen ist. So geben zwölf Prozent der Mädchen und 18 Prozent der Jungen mit Migrationshintergrund an, beim ersten Geschlechtsverkehr keine Verhütungsmittel benutzt zu haben. Im Jahr 2005 waren es noch mehr als ein Drittel der Jungen und etwa jedes fünfte Mädchen. Verhütungsmittel Nummer eins beim ersten Mal ist mit Abstand das Kondom. Drei Viertel der deutschen Jungen und Mädchen wenden es beim ersten Geschlechtsverkehr an. Auch 75 Prozent der Mädchen und 59 Prozent der Jungen mit Migrationshintergrund verhüten auf diese Weise. Mit zunehmender sexueller Aktivität geht der Trend jedoch zur Pille.


Seit 1980 untersucht die BZgA regelmäßig Einstellungen und Verhaltensweisen 14- bis 17-jähriger Jugendlicher zu Aufklärung, Sexualität und Verhütung. Für die neue Studie „Jugendsexualität 2010“ wurden insgesamt 3.542 Jugendliche befragt, darunter 1014 Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund. Die letzte Repräsentativerhebung stammt aus dem Jahr 2005.


Kirsten Sucker-Sket