Pick-up-Stellen und Rezeptdaten

Was geschieht mit persönlichen Rezeptdaten?

München - 06.10.2010, 15:44 Uhr


Ein Verbot von Pick-up-Stellen müsse auch vor dem Hintergrund der Sicherheit der Rezeptdaten so rasch wie möglich umgesetzt werden. Dies forderte ABDA-Präsident

Erst vor wenigen Wochen waren aus einer Drogeriemarktkette 150.000 Kundendaten sowie mehr als sieben Millionen E-Mail-Adressen wegen einer Datenlücke im Internet frei zugänglich. Was wäre, wenn diese Daten in die Hände von Geschäftemachern geraten, fragte Wolf. Dies habe ihn zu folgender Überlegung gebracht: Die Aufregung um die Datensammelwut von Google und Google Streetview sei aus seiner Sicht verständlich. Aber er wundere sich, dass sich kaum jemand bewusst mache, was mit dem bei einer Pick-up-Stelle im Drogeriemarkt abgegebenen Rezept geschehe.

Dem Verbraucher müsse deutlich gemacht werden, welche sensiblen Daten ein Rezept enthalte. So könne aus den verordneten Arzneimitteln und den übrigen Rezeptangaben neben der Adresse des Patienten und des Arztes die Indikation und die Krankheiten des Patienten abgeleitet werden, der Versicherungsstatus, die Zugehörigkeit zur Krankenkasse und vieles mehr. Da diese Drogeriemärkte nahezu ausschließlich Verträge mit ausländischen Versandapotheken geschlossen haben, werden die Rezepte von diesen Pick-up-Stellen legal zu einer ausländischen Apotheke (beispielsweise die Europa-Apotheek oder die Vitalsana-Apotheke, beide in den Niederlanden), also aus dem Geltungsbereich des deutschen Datenschutzgesetzes transportiert, wo die Rezeptdaten erfasst werden.

Hinter der niederländischen Europa-Apotheek steht beispielsweise der amerikanische Medco-Konzern, der ähnlich datenhungrig wie Google sein dürfte. Solche Konzerne haben ein großes Interesse an patientenbezogenen Daten, die sie so sehr leicht erhalten. Wolf: „Das ist ein Traum für diese Konzerne und die Pharmaindustrie, ein Albtraum für die Patienten, die Verbraucher und die Ärzte.“ Nicht zuletzt deshalb, so Wolfs nachdrückliche Forderung, muss jetzt gehandelt werden, „jetzt ist die Politik wirklich am Zug“. 


Peter Ditzel