Mikronährstoffe

B-Vitamine bremsen Hirnatrophie

07.10.2010, 07:48 Uhr


Die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die B-Vitamine enthalten, kann im Seniorenalter das Ausmaß einer Hirnatrophie deutlich eindämmen.

Etwa eine von sechs Personen der über 70-Jährigen sind durch milde kognitive Einschränkungen betroffen: In der Europäischen Union sind das etwa 14 Millionen Menschen. Derlei Einschränkungen betreffen insbesondere die Gedächtnisleistung, das Sprachvermögen oder andere mentale Funktionen, selbst wenn diese das Alltagsleben noch nicht bestimmen.

Doch in rund 50% aller Fälle können sich dies milden kognitiven Einschränkungen innerhalb von wenigen Jahren zu Alzheimer entwickeln. Dabei gilt ein hoher Homocysteinspiegel im Blut als wesentlicher Risikofaktor für diese Erkrankung. Doch durch einige B-Vitamine, namentlich Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12, kann der Homocysteinspiegel kontrolliert werden.

Vor diesem Hintergrund untersuchte David Smith und sein Team von der University Oxford im Rahmen einer randomisierten, doppeltblinden kontrollierten Studie, ob B-Vitamin-Supplemente, welche den Homocysteinspiegel im Plasma senken, die Rate von Hirnatrophie bei Senioren mit milder kognitiver Einschränkung senkt.

An der Studie nahmen 271 Personen teil, die älter als 70 Jahre alt waren und milde kognitive Einschränkung vorwiesen. Zudem nahmen 187 dieser Personen an einer kranialen Magnetresonanz-Tomografie (MRT) jeweils zu Beginn und Ende der Untersuchung teil. Dann wurden die Teilnehmer in zwei gleich große Gruppen eingeteilt: die Versuchsgruppe erhielt 24 Monate lang täglich Folsäure (0,8 mg), Vitamin B6 (20mg) und Vitamin B12 (0,5 mg), während alle anderen ein Placebo erhielten. Die Wirkung der Supplementeinnahme wurde anhand der Atrophierate des Hirns mittels MRT gemessen: 168 Personen, darunter 85 Personen aus der Versuchsgruppe, nahmen bis zum Studienende an der Untersuchung teil. Im Durchschnitt lag die jährliche Rate der Hirnatrophie in der Gruppe der Supplementnehmer bei 0,76% während dieser Wert in der Placebogruppe bei 1,08% lag und sich somit signifikant unterschied. Besonders konnten Personen mit den höchsten Homocysteinspiegeln profitieren: im Vergleich zur Placebogruppe war die Atrophierate um 50% geringer. Außerdem führten die Wissenschaftler kognitive Tests durch: Personen mit der geringsten Atrophierate konnten dabei die höchste Punktzahl erreichen.


Basierend auf diesen Ergebnissen schließen die Forscher, dass das Voranschreiten einer Gehirnatrophie bei Senioren mit milden kognitiven Einschränkungen durch die Einnahme von Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 verlangsamt werden kann. Vor dem Hintergrund, dass in den USA und in Europa rund 19 Millionen Personen von dieser Form der kognitiven Einschränkung betroffen sind, ist Smith der Ansicht, dass diese Ergebnisse vielversprechend sind. Dennoch betont er, dass weiterhin großer Forschungsbedarf besteht, ehe abgeklärt ist, ob diese Vitamine auch das Voranschreiten von Alzheimer verlangsamen oder gar verhindern können.

Quelle: Smith, D. et al.: Homocysteine-Lowering by B Vitamins Slows the Rate of Accelerated Brain Atrophy in Mild Cognitive Impairment: A Randomized Controlled Trial; ScienceDaily (Sep. 14, 2010)


Katja Aue/DAZ