EPO

Erythropoietin für das Immunsystem

07.02.2011, 11:08 Uhr


Erythropoietin wird seit Jahren in der Therapie zur Behandlung von Eisenmangel bei Dialysepatienten eingesetzt. Nun haben Wissenschaftler einen weiteren Effekt des Glycoprotein-Hormons ausfindig machen können.

Der stimulierende Effekt des Erythropoietins auf die Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen ist nicht nur durch den missbräuchlichen Einsatz im Sport weltweit bekannt geworden. Auch niereninsuffiziente Patienten, die ein Problem mit der Bildung roter Blutkörperchen haben, werden beim Vorliegen einer Anämie während der Dialyse zusätzlich mit dem Hormon versorgt. Die Forscher der Innsbrucker Universität der Medizin in Österreich haben nun einen neuen Effekt des EPOs herausgefunden: Es supprimiert das Immunsystem des Menschen. Der Rezeptor für EPO befindet sich sowohl auf den Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen, als auch auf den Zellen des Immunsystems. Bisher war die Funktion dieser Rezeptoren jedoch unbekannt.

Vorangegangene Studien zeigten einen inhibitorischen Effekt auf die Bildung pro-inflammatorischer Gene, so dass die Forschergruppe um Dr. Günter Weiss Experimente an Mausmodellen durchführte, um die genaue Wirkweise zu verstehen. Das erste Modell beinhaltete eine systemische Infektion der Tiere mit Salmonellen. Im Versuch fiel auf, dass die Tiere weniger Überlebenschancen besaßen als die Tiere ohne Erythropoietin. Im zweiten Modell untersuchten die Wissenschaftler Mäuse, die unter einer künstlich hervorgerufenen Entzündung der Darmschleimhaut litten. Die Tiere mit Colitis profitierten von der EPO-Gabe. So beeinflusst EPO B die Produktion des Transkriptionsfaktors NF-κB, der an der Entstehung von Entzündungen beteiligt ist, und zusätzlich die Expression von Cytokinen wie den Tumor-Nekrose-Faktor α, der eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen spielt. Die Forscher sehen in ihren Ergebnissen die Bestätigung, dass Erythropoietin einen immunsupprimiernden Effekt aufweist und gerade im Zusammenhang mit B-Zell-gesteuerten Entzündungsprozessen eingesetzt werden kann. Um eine sprunghafte Vermehrung der roten Blutkörperchen zu vermeiden, sind EPO-Derivate in der Entwicklung, die keinen Einfluss auf die Erythropoese nehmen sollen.

Quelle: www.eurekalert, Meldung vom 20.1.2011


Simone Kruse/DAZ