Herzinfarkt

Therapie mit Stammzellen aus dem Knochenmark

Rostock - 28.02.2011, 06:49 Uhr


Für eine Stammzelltherapie nach Herzinfarkt sind Stammzellen aus dem Knochenmark am wirksamsten. Am wenigsten tragen Stammzellen aus Nabelschnurblut zu Heilungsprozessen bei, wie jetzt Wissenschaftler der Universität Rostock erstmals systematisch nachweisen konnten.

Die Arbeitsgruppe des Referenz- und Translationszentrums für kardiale Stammzelltherapie der Universität Rostock untersuchte mesenchymale Stammzellen (MSC). Diese Untergruppe adulter Stammzellen findet man beim Menschen im Knochenmark, im Fettgewebe, aber auch im Nabelschnurblut. Diese Zellen sind interessant für eine autologe therapeutische Anwendung, das heißt, dass ein Patient mit seinen eigenen Stammzellen behandelt werden kann.

Bisher werden in Kultur vermehrte MSC noch nicht gegen Herzkrankheiten klinisch eingesetzt, sondern nur an Tieren getestet. In derzeit laufenden klinischen Studien werden hämatopoietische (blutbildende) Stammzellen aus dem Knochenmark verwendet.

Die Rostocker Forscher prüften das Regenerationspotential von humanen MSC nach Herzinfarkt am Mausmodell und verknüpften dabei zwei Fragestellungen miteinander: Einerseits wurde untersucht, ob sich MSC aus verschiedenen Geweben in ihrer regenerativen Wirkung unterscheiden. Andererseits wurde nach Merkmalen gesucht, in denen sich die MSC aus den drei Quellen unterscheiden, und geprüft, ob diese einen Einfluss auf ihre regenerative Wirksamkeit haben.

Bereits 2006 zeigten Wissenschaftler aus Mannheim, dass MSC aus Nabelschnurblut weniger Endoglin produzieren als Knochenmark- und Fettgewebs-MSC. Endoglin ist ein Schlüsselenzym in biochemischen Signalwegen, welche die Blutgefäßbildung induzieren und das Absterben des erkrankten Gewebes aufhalten. Die Ergebnisse der vergleichenden Analyse im Tier belegen tatsächlich eine geringere therapeutische Wirkung von MSC aus Nabelschnurblut gegenüber den beiden anderen Stammzellquellen. Isoliert man nun aus Nabelschnurblut-MSC die Zellen mit einer hohen Endoglin-Expression, dann verhalten sich diese in ihrem Regenerationspotential ähnlich den Knochenmark-MSC. Bevor Stammzelltherapien, besonders mit Zellen aus Nabelschnurblut, am Menschen angewendet werden, sollte, so die Schlussfolgerung der Rostocker Zellbiologen, die therapeutische Wirkung der Zellen gründlich untersucht werden.

An der Universität Rostock werden neue Behandlungsmethoden mit Stammzellen für Herzkrankheiten erforscht und angewandt. Ziel ist es, auf dem Weg der regenerativen Medizin eine langfristige Heilung des geschädigten Herzens möglich zu machen. Derzeit werden hier klinische Stammzell-Studien mit hämatopoietischen Stammzellen durchgeführt.

Quelle: Gaebel, R., et al.: PLoS one, Online-Publikation, 11. Februar 2011


Dr. Bettina Hellwig