Parkinson-Krankheit

Stammzell-Therapie durch die Nase

Tübingen - 01.03.2011, 06:58 Uhr


Stammzellen können im Tierversuch über die Nase ins Gehirn transportiert werden und überleben dort ausreichend lange, um eine merkliche Linderung der Parkinson-Symptome zu bewirken. Das haben Forscher der Universität Tübingen jetzt erstmals nachgewiesen.

Die Forscher hoffen, aus diesem Ansatz eine Therapie entwickeln zu können, die den Patienten den schwerwiegenden Eingriff einer Gehirnoperation erspart und die über längere Zeit wiederholt eingesetzt werden kann.

Sie verwendeten für ihre Versuche Ratten, die zwar nicht an Parkinson erkrankt waren, bei denen aber die Versorgung mit dem wichtigen Botenstoff Dopamin im Gehirn durch einen operativen Eingriff gestört worden war. Eine solche Störung ist eine Begleiterscheinung der Parkinson-Krankheit.

Die Tiere erhielten über die Nase mesenchymale Stammzellen, aus denen normalerweise Bindegewebe entsteht. Die Zellen wanderten bevorzugt und in kurzer Zeit ins Gehirn und dort in die geschädigte Hirnregion. Ein großer Teil überlebte sechs Monate oder länger. In dieser Zeit kompensierten die Stammzellen die Symptome der gestörten Dopaminversorgung: Der Dopaminspiegel stieg in der behandelten Region und erreichte höhere Werte als bei unbehandelten Kontrolltieren.

Die Forscher weisen darauf hin, dass auch der Weg über Arterien oder Venen, also die Blutbahn, den operativen Eingriff ersetzen könne. Beide Wege über den Blutkreislauf sind aber mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden. Der Weg über die Nase scheint dagegen gut geeignet zu sein, Stammzellen in verschiedene Regionen des Gehirns zu transportieren. Mit der neuen Studie wurde gezeigt, dass diese Zellen am Ziel auch überleben und dort therapeutische Wirkung entfalten. So kompensierten die Stammzellen in den geschädigten Hirnregionen den Dopaminmangel, hatten außerdem einen stark entzündungshemmenden Effekt und verbesserten die motorische Funktion der Tiere.

Damit ist diese neue, nicht invasive Verabreichungsmethode der Zellen ins Gehirn schonend und für mehrmalige Gaben geeignet. Das Verfahren kann zukünftig möglicherweise zur Behandlung von degenerativen Erkrankungen und Tumoren des zentralen Nervensystems verwendet werden.

Quelle: Danielyan, L., et al.: Rejuvenation Research 2011, Online-Vorabpublikation: 10.1089/rej.2010.1130


Dr. Bettina Hellwig