100 Jahre ADKA

Krankenhausapotheker fordern mehr Pharmazeuten auf den Stationen

Berlin - 12.05.2011, 14:25 Uhr


0,3 Pharmazeuten kommen in Deutschland auf 100 Krankenhausbetten – damit ist die Bundesrepublik in Europa „absolutes Schlusslicht“. Dabei zweifelt niemand daran, dass Apotheker in Krankenhäusern wertvolle Arbeit leisten. Um die Arzneimitteltherapiesicherheit in den Kliniken spürbar zu erhöhen, fordert der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) eine gesetzliche Grundlage für die Arbeit seiner Mitglieder.

Die ADKA feiert dieser Tage ihr 100-jähriges Bestehen. Vom 12. bis 15. Mai hält der Verband in Berlin seinen 36. Wissenschaftlichen Kongress unter dem Motto „Meilensteine und neue Horizonte für die Krankenhausapotheker“  ab – samt Jubiläumsfestakt. Zu feiern gibt es einiges; dass Krankenhausapotheker eine gute Arbeit leisten und im hohen Maße zur Arzneimitteltherapiesicherheit beitragen, ist allgemein anerkannt. Das Problem: Sie können ihre klinisch-pharmazeutischen Dienstleistungen nur dort anbieten, wo sie tatsächlich sind. Und da sehen die Zahlen düster aus: Die rund 2100 Krankenhäuser in der Republik werden derzeit von 413 Krankenhausapotheken versorgt. Einige Kliniken haben ihre eigene Apotheke im Haus, andere teilen sich eine Apotheke mit anderen Krankenhäusern und wieder andere werden von externen Apotheken versorgt, die teilweise in einiger Entfernung liegen. So lässt sich die Zahl von durchschnittlich 0,3 Apothekern pro 100 Klinikbetten nachvollziehen.

„Das ist eine ziemlich katastrophale und keinesfalls flächendeckende Versorgung“, betont ADKA-Vizepräsident daher Dr. Thorsten Hoppe-Tichy. Der europäische Schnitt liegt immerhin bei einem Apotheker pro 100 Betten. Dass es in Deutschland so düster aussieht, liegt vor allem daran, dass es keine gesetzliche Grundlage für die Errichtung von Krankenhausapotheken und die Beschäftigung von Pharmazeuten in den Kliniken gibt. Während andere Länder beispielsweise vorschreiben, das Häuser mit mehr als 400 Betten einen Pharmazeuten vor Ort haben müssen, sind die deutschen Krankenhäuser hier sehr frei. Einigen reicht es offenbar, sich mit Arzneimitteln beliefern zu lassen. Dabei schätzen es Ärzte durchaus, wenn ihnen ein Apotheker zur Seite steht. Doch oftmals bleibt die pharmazeutische Beratung auf der Strecke, wenn es darum geht, was aus den Pauschalen – den DRGs –, die die Kliniken für ihre Behandlungsfälle erhalten, alles zu zahlen ist.  

Hoppe-Tichy betonte, es gebe zahlreiche Studien, die belegen, dass die klinische Pharmazie effektiv ist und großen Benefit bringt. Dennoch könne diese Serviceleistung nur sehr begrenzt erbracht werden. Nötig sei daher eine politische Lösung. Es müsse eine gesetzliche Vorgabe geschaffen werden, dass in jedem Krankenhaus ein Apotheker angestellt sein müsse – beispielsweise ein Pharmazeut pro 100 Klinikbetten. Anderenfalls könne die Arzneimitteltherapiesicherheit nicht gewährleistet werden. Die Kliniken sollten sich bewusst sein, dass die klinisch-pharmazeutische Betreuung ein Qualitätsindikator für das Krankenhaus ist.

ADKA-Präsidentin Prof. Dr. Irene Krämer ist sich bewusst, dass die politische Diskussion schwierig ist. Gerade in der gegenwärtigen Regierungskonstellation und mit einem FDP-Gesundheitsminister, für den Bürokratieabbau ein großes Ziel ist, sei es nicht leicht, neue Vorschriften zu fordern. Auch die Frage, ob gegebenenfalls die DRGs zu erhöhen sind, ist angesichts der bekannt schwierigen finanziellen Lage der gesetzlichen Krankenkassen nicht einfach zu diskutieren. Doch auch wenn Krämer ihre Position selbst als wenig aussichtsreich bezeichnet – einen Funken Hoffnung geben ihr die beabsichtigten Änderungen am Infektionsschutzgesetz. Hier gab es die Erkenntnis, dass mangelnde Hygiene ein Problem in Krankenhäusern ist – nun wird normiert, dass spezielle Hygienefachkräfte vor Ort sein müssen. „Arzneimittelsicherheit ist mindestens genauso wichtig wie Hygiene“, meint Krämer. „Da sehe ich uns in einer Parallele“. ADKA-Geschäfsführer Klaus Tönne formuliert es etwas sarkastischer: Die Krankenhausapotheker arbeiten einfach zu gut. Es muss wohl erst eine Katastrophe passieren, damit die Politik in Schwung kommt“. Doch so weit will er es nicht kommen lassen – auch Tönne setzt darauf, dass der Gesetzgeber in Aktion tritt, ehe der erste Tote öffentlichkeitswirksam in Erscheinung tritt.     

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Hier können Sie das ADKA-Zielepapier 2011 herunterladen.


Kirsten Sucker-Sket