EHEC

Genom des neuen Erregers entschlüsselt

Göttingen - 17.06.2011, 08:20 Uhr


Wissenschaftler der Universität Göttingen haben die genetische Information des Bakteriums Escherichia coli (E. coli O104:H4) entschlüsselt, das die so genannten EHEC-Erkrankungen verursacht.

„Die Ergebnisse erlauben wichtige Rückschlüsse darauf, weshalb das besonders in Norddeutschland grassierende Bakterium so aggressiv ist“, so Dr. Rolf Daniel, Leiter des Göttinger Laboratoriums für Genomanalyse. Die neuen Sequenzdaten deuten darauf hin, dass die Patientenisolate nicht etwa aus einem EHEC-Erreger hervorgegangen sind, sondern vielmehr aus einem Keim, den man als EAEC (entero-aggregativer Escherichia coli) bezeichnet.

Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er sich besonders fest an Epithelien bindet, Zellaggregate bildet und sein normales, krank machendes Programm abspult. Mehr als 96 Prozent des nun untersuchten genetischen Materials aus Hamburg und eines EAEC-Stammes sind identisch.

Der EAEC-Keim hat sein krank machendes Potenzial erheblich gesteigert, indem er aus anderen E. coli-Stämmen wie beispielsweise EHEC mit Hilfe von Phagen ein spezielles Gen übernommen und fest in seinem eigenen Chromosom verankert hat. Dieses Gen bildet das Shigatoxin, welches ursprünglich aus dem Erreger der Bakterienruhr stammt. Dieses Gift kann das hämorrhagisch-urämische Syndrom (HUS) auslösen sowie dessen Folgeschäden, wie beispielsweise Nierenversagen.

Die Kombination verleiht dem neuen Keim seine Gefährlichkeit: Seine Zellen können durch Anheftung und Aggregation einen massiven Infektionsherd im Darm bilden, und diese Zellmasse produziert mit dem Shigatoxin ein sehr wirksames Gift. Darüber hinaus schützt ein Resistenzplasmid den Keim vor einem breiten Spektrum von Antibiotika.

Die Göttinger Wissenschaftler schlagen für den neuen Erreger die Bezeichnung EAHEC (Entero-Aggregativer-Hämorrhagischer E. coli) vor.

Weitere Informationen sowie die Genomsequenzen sind im Internet unter www.g2l.bio.uni-goettingen.de zu finden.

Quelle: Presseinformation der Georg-August-Universität Göttingen, 15. Juni 2011.

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Dr. Bettina Hellwig