Langzeit-Analyse

Immer mehr Diabetiker in Deutschland

Mainz - 02.07.2011, 09:47 Uhr


Eine neue Langzeit-Studie belegt die starke Zunahme von Diabetes in Deutschland: Innerhalb von nur acht Jahren wurde bei rund zwei Millionen Menschen die Zuckerkrankheit neu diagnostiziert.

Auch die diabetesbezogenen Krankheitskosten wuchsen stetig. Inzwischen betragen sie zehn Prozent aller Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung. Diese Trends zeigen Langzeitdaten der „Costs of diabetes mellitus“ (CoDiM)-Studie. In der Studie werden die Erkrankungshäufigkeit und Kosten des Diabetes in Deutschland untersucht. Grundlage dafür sind pseudonymisierte Krankenkassendaten der AOK Hessen, aus denen die Zahlen für Gesamtdeutschland hochgerechnet werden. Mit der bei CoDiM angewendeten Methode kann berechnet werden, wie hoch die durch Diabetes und seine Folgeschäden verursachten spezifischen Kosten im Vergleich zu den Kosten von vergleichbaren Versicherten ohne diese Erkrankung sind. So zeigt die CoDiM-Auswertung für die Jahre 2000 bis 2007, dass die gesamten medizinischen Kosten für einen Versicherten mit Diabetes das 1,8-fache im Vergleich zu einem durchschnittlichen Versicherten ohne diese Stoffwechselkrankheit betragen. Dieser Faktor blieb im Untersuchungszeitraum annähernd konstant.

Die Ausgaben der Krankenkasse für einen Diabetespatienten stiegen in acht Jahren nur sehr gering: Mit einer Zunahme der diabetesspezifischen Kosten um 8,5 Prozent lagen sie unterhalb der Inflationsrate und weit unterhalb des Anstiegs der Krankenkassen-Ausgaben für einen durchschnittlichen Versicherten (hier betrug der Kostenanstieg 14,7 Prozent).

Bei denjenigen Patienten, die mit Insulin plus blutzuckersenkenden Tabletten behandelt wurden, sanken die medizinischen Ausgaben in diesem Zeitraum sogar um 15 Prozent. Diese Behandlungsform hat sich in den letzten Jahren bei Typ-2-Diabetes stark verbreitet. Sie ermöglicht eine rechtzeitige Umstellung auf die Insulintherapie schon in der Hausarztpraxis. Durch eine gute Therapie kann das Risiko für Folgeschäden wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen und Amputationen vermindert werden. Das vermeidet Leid für die Betroffenen, verringert Krankenhausaufenthalte und spart Kosten.

Trotzdem stellt die Zuckerkrankheit eine zunehmende Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem dar: Bezogen auf Deutschland insgesamt sind die diabetesspezifischen Kosten innerhalb von acht Jahren um rund 50 Prozent gestiegen. Allein die gesetzlichen Krankenversicherungen gaben für Diabetespatienten im Jahr 2007 mehr als 19 Milliarden Euro aus, das sind zehn Prozent ihres Budgets. Verantwortlich dafür ist vor allem die starke Zunahme der Erkrankungszahlen von 37 Prozent.

Literatur: Köster, I., et al.: Exp. Clin. Endocrin. & Diab. 2011;119(6): 377-85.


Dr. Bettina Hellwig