Pankreaskarzinom

Shigatoxin als Transporter für Wirkstoffe

München - 15.08.2011, 10:15 Uhr


Forscher der Universität München haben eine innovative Strategie zur gezielten Behandlung von Pankreaskarzinomen entwickelt. Dabei konnte das Protein Shigatoxin B als Wirkstofftransporter für Medikamente eingesetzt werden.

Bösartige Tumore der Bauchspeicheldrüse gehören zu den aggressivsten Krebserkrankungen überhaupt. Das Fünf-Jahres-Überleben liegt unter Berücksichtigung aller Tumorstadien bei lediglich sechs Prozent. Die Behandlungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt: Nur ein kleiner Teil der Patienten spricht auf die aktuell angewandte Chemotherapie an. Gleichzeitig haben die eingesetzten Therapien den Nachteil, dass sie nicht nur auf Tumorzellen, sondern auch auf das normale Gewebe wirken und damit teils beträchtliche Nebenwirkungen verursachen.

Die Forschergruppe von Privatdozent Dr. Klaus-Peter Janssen an der Chirurgischen Klinik arbeitet daher seit längerem an der Entwicklung eines Vektors, eines Wirkstofftransporters, der sich gezielt in Krebszellen anreichert, nicht jedoch im Normalgewebe. Dadurch soll die Chemo- oder Strahlentherapie ganz auf den Tumor konzentriert werden, um eine effiziente Tumorbehandlung möglichst ohne Nebenwirkungen zu erreichen.

Ein Vektor, der diese Vorgaben auf natürlichem Weg erfüllt, ist das Shigatoxin B. Das ursprünglich aus einem Darmbakterium stammende Protein ist ungiftig und verursacht für sich genommen keine nennenswerten physiologischen Störungen. Durch die Kopplung an radioaktive oder chemotherapeutische Substanzen lässt sich Shigatoxin B in ein effektives Werkzeug zur diagnostischen Tumordarstellung verwandeln und möglicherweise auch zur Therapie einsetzen.

Jetzt überprüfte die Forschergruppe, ob Pankreaskarzinome den natürlichen Rezeptor für das Shigatoxin B ausprägen und sich somit potentiell für Diagnose und Therapie mit dem Protein eignen. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass der Rezeptor in Krebszellen deutlich stärker ausgeprägt ist als in gesundem Gewebe. Zelllinien von Pankreastumoren nahmen Shigatoxin B rasch und hochspezifisch auf. Die Forscher konnten ein Chemotherapeutikum, einen Topoisomerase-Inhibitor, direkt an Shigatoxin B koppeln. Diese neuartige Kombination wurde nur von Krebszellen aufgenommen, die den entsprechenden Rezeptor enthalten und hatte eine vielfach stärker abtötende Wirkung auf Krebszellen als der unveränderte Wirkstoff.

Weitere präklinische Studien müssen nun zeigen, ob diese Form der zielgerichteten Krebstherapie für einen zukünftigen klinischen Einsatz geeignet ist.

Literatur: Maak, n., et al.: Mol. Canc. Therap. 2011; Online-Publikation doi:10.1158/1535-7163.MCT-11-0006.


Dr. Bettina Hellwig