- DAZ.online
- News
- Radioaktive Trojaner ü...
Tumortherapie
Radioaktive Trojaner überlisten Knochenmetastasen
Wenn sich Krebs in Knochen absiedelt, verschlechtern sich die Überlebenschancen der Betroffenen meist erheblich. Ein Ärzteteam der Bonner Universitätsklinik für Nuklearmedizin hat nun bei Patienten mit Knochenmetastasen von seltenen Tumoren erfolgreich radioaktive Trojaner eingeschleust.
Die Wissenschaftler der Universitätskliniken Bonn und British Columbia (Kanada) behandelten 42 Patienten, die an seltenen neuroendokrinen Tumoren mit Knochenmetastasen erkrankt sind: Sie schleusten einen Komplex aus dem radioaktiven Isotop Lutetium-177 und Antikörpern in die Krebszellen ein. Die Antikörper dockten an Bindungsstellen auf der Oberfläche der Tumorzellen an, und das radioaktive Lutetium gelangte in die Zelle. Da es nicht weiter als etwa einen Millimeter strahlt, können so gezielt Tumorzellen zerstört werden, ohne das Nachbargewebe zu schädigen. Diese Methode wird als Peptidrezeptor-Radionuklid-Therapie (PRRT) bezeichnet. Patienten mit neuroendokrinen Tumoren konnten damit bereits erfolgreich behandelt werden, für die effektive Therapie von Knochenmetastasen gab es bisher mit dieser Methode bisher jedoch noch keinen Nachweis.
In der neuen Untersuchung bildeten sich bei etwa der Hälfte der Patienten die Knochenmetastasen zurück; bei einem weiteren Drittel blieben sie stabil. Bei zwei Behandelten verschwanden die Absiedlungen sogar komplett. Der durchschnittliche Wachstumsstop betrug 35 Monate. Außerdem reduzierten sich bei den Behandelten die Schmerzen, mehr als die Hälfte war sogar beschwerdefrei. Auch Patienten mit vielen Tumorabsiedlungen in den Knochen und schwächerer körperlicher Verfassung profitierten noch von der Therapie.
Verglichen mit den Daten diverser medikamentöser Studien sei dies ein beachtliches Resultat, so die Forscher. Während andere Chemotherapien die Ausbreitung der Metastasen im Schnitt bis zu einem Jahr bremsen, gelang dies mit den radioaktiven Trojanern mindestens drei Mal so lange - und das selbst bei Knochenmetastasen, erklärten die Forscher. Außerdem deuteten die Ergebnisse der PRRT-Therapie auf ein verlängertes Überleben dieser Patienten hin.
Die Therapiemethode wird inzwischen zunehmend angewendet, obwohl die Lutetium-Präparate noch nicht auf dem Markt sind. Als Nebenwirkungen treten am ersten Behandlungstag etwa vermehrter Stuhlgang oder eine leichte Übelkeit auf. Viele Patienten merken jedoch nichts oder kaum etwas von der Therapie.
Literatur: Ezziddine, S., et al.: J. Nucl. Med. 2011;52(8):1197-1203.
Bonn - 22.08.2011, 11:41 Uhr