Rezeptbetrug

Frankfurter Trio betrügt mit Rezepten

Frankfurt/Main - 12.09.2011, 11:59 Uhr


Die nächste große Krankenkassen-Betrugsserie: Eine Frankfurter Ärztin soll nach Absprache mehrere tausend falsche Rezepte ausgestellt und einem 59-Jährigen übergeben haben. Vom Apotheker ließ dieser sich statt der verschriebenen Medikamente günstigere Arzneien aushändigen. Den Krankenkassen soll ein Schaden von rund zwei Millionen Euro entstanden sein.

Das Vorgehen des Trios war gut durchdacht: Die Ärztin suchte sich laut Bericht der „Frankfurter Rundschau“ aus ihrer Patientendatei die Daten von gesetzlich Krankenversicherten heraus und stellte für diese Rezepte aus. Der 59-Jährige ging mit den Rezepten zum Apotheker und ließ sich von diesem andere, im Wert unter den verschriebenen Medikamenten liegende Medikamente – Potenzmittel und Appetithemmer – ausgeben. Gegenüber den Krankenkassen rechnete der Apotheker die Rezepte regulär ab. Die Folge: Rund zwei Millionen Euro Schaden für die Krankenkassen.

Den entscheidenden Hinweis für die Generalstaatsanwaltschaft gab im Oktober 2009 die Verdachtsmitteilung der AOK: Die Anzahl der Rezepte, die die Ärztin im Zeitraum Januar bis Oktober 2009 ausstellte, war exorbitant angestiegen, und die Rezepte wurden stets in der gleichen, weit vom Standort der Praxis entfernten Apotheke im Bahnhofsviertel eingelöst. „Dies war ungewöhnlich, daher führten wir eine Versichertenbefragung durch“, so Stephan Gill von der AOK Hessen gegenüber DAZ.online. Die Befragung bestätigte, dass die angeblichen Patienten die vermeintlichen Rezepte nie erhalten oder eingelöst hatten. „Die Summe des Schadens beläuft sich allein für die AOK Hessen auf rund eine Millionen Euro“, bestätigte Gill gegenüber DAZ.online.

Die Ermittlungen der Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen, die seit Oktober 2009 Teil der hessischen Generalstaatsanwaltschaft ist, zeigten Erfolg: Im vergangenen Juni legte der Apotheker ein umfassendes Geständnis ab. Vergangenen Donnerstag durchsuchte die Generalstaatsanwaltschaft die Wohnung des 59-Jährigen und erließ einen Haftbefehl. Dieser wurde daraufhin festgenommen und sitzt nun in Untersuchungshaft.

Allein die Ärztin ist unauffindbar. Gegen sie wurde bereits im Januar 2010 Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Urkundenfälschung in 77 Fällen zwischen November 2002 und Februar 2006 erhoben. Weil sie damals zur Hauptverhandlung nicht erschien, wurde ein Haftbefehl gegen sie erlassen. Seitdem ist sie untergetaucht.


Juliane Ziegler