Alzheimer-Demenz

Schutz vor Amyloid-Ablagerungen

Bonn - 26.09.2011, 10:29 Uhr


Ein Bonner Forscherteam hat einen Mechanismus entdeckt, der vor der Alzheimer-Krankheit schützen kann. Die Wissenschaftler hemmten bei Mäusen die Ausbildung von Ablagerungen aus fehlgefalteten Eiweißstoffen, die für die Lern- und Gedächtnisstörungen von Alzheimer-Patienten mitverantwortlich sind.

Ein wesentlicher Bestandteil der Alzheimer-Plaques im Gehirn ist Amyloid beta. Dieses Protein besteht aus einer Kette von 40 bis 42 Aminosäuren. Davon ist eine einzige - das Tyrosin - an Position zehn der Reihe bei all den Lebewesen zu finden, die im höheren Alter eine Plaquebildung im Gehirn aufweisen.

In der nun veröffentlichten Studie beschreiben die Forscher erstmals eine Veränderung dieses Tyrosins, nachdem es von den Gehirnzellen hergestellt wurde. Dieses Tyrosin fördert die Neigung des Amyloid beta, Plaques zu bilden, und beschleunigt die Ablagerung des Eiweißes. Die veränderte Form des Tyrosins entsteht durch Stickoxide. Es kommt sowohl im Kern der Plaques von älteren Alzheimer-Patienten als auch bei Mäusen mit der Alzheimer-Krankheit vor und scheint so etwas wie der Kondensationskeim für die Ablagerungen zu sein.

Die Forscher machen für die Bildung dieser Plaques die Stickoxidsynthase 2 (NOS2) verantwortlich. Dieses Enzym wird durch entzündliche Vorgänge bei der Alzheimer-Krankheit stimuliert und produziert dann lang anhaltend große Mengen an Stickoxid, das wiederum das Tyrosin verändert.

Die Schlüsselrolle des Enzyms fanden die Wissenschaftler in Experimenten heraus. Wenn die Forscher in Mäusen das Gen für NOS2 ausschalteten oder es mit der Substanz „L-NIL“ hemmten, wurde die Gesamtmenge an Amyloid beta als wesentlicher Bestandteil der Plaques drastisch reduziert. Die Tiere wurden dadurch gleichzeitig vor Lern- und Gedächtnisstörungen geschützt. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die Hemmung des NOS2 den Verlauf der Alzheimer-Krankheit nachhaltig verbessern könnte, und stellt somit einen potenziell therapeutischen Ansatz dar. Ob der Hemmstoff „L-NIL“ tatsächlich eine neue Behandlungsmöglichkeit für Alzheimer-Patienten darstellt, muss jedoch erst noch in zahlreichen Tests geklärt werden.

Literatur: Kummer, M. P., et al.: Neuron 2011, DOI 10.1016/j.neuron.2011.07.001


Dr. Bettina Hellwig