Interpol-Aktion

2,4 Millionen illegale Tabletten sichergestellt

Lyon/Wiesbaden - 30.09.2011, 08:34 Uhr


Im Kampf gegen den Internet-Handel mit illegalen Medikamenten haben internationale Behörden Produkte im Wert von 6,3 Millionen US-Dollar (4,6 Millionen Euro) beschlagnahmt. Im Ausland wurden 55 Tatverdächtige ermittelt, einige von ihnen festgenommen, teilte Interpol am Donnerstag in Lyon mit.

An der Operation „Pangea IV“, die zwischen dem 20. und dem 27. September durchgeführt wurde, beteiligten sich Ermittler aus 81 Ländern. Neben der Polizei waren die Weltzollorganisation (WZO) und die nationalen Arzneimittelüberwachungsbehörden mit Unterstützung der pharmazeutischen Industrie und Internet-Zahlungsabwicklern mit von der Partie. Es sei die bislang größte Aktion dieser Art gewesen, so Interpol. 13.500 Internetseiten seien abgeschaltet und 2,4 Millionen illegale Tabletten sichergestellt worden.

Allein in Deutschland zog der Zoll mehr als 1100 Briefe oder Pakete mit rund 53.500 Tabletten, Kapseln und Ampullen aus dem Verkehr, teilten das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden und das Zollkriminalamt in Köln mit. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Potenzmittel aus dem Ausland, aber auch Schlaf-, Schmerz- und Diätmittel sowie Herzpräparate und Anabolika. Festnahmen habe es in Deutschland nicht gegeben. In welchen Ländern die anderen Verdächtigen leben, wurde zunächst nicht bekannt.

„Illegale Händler nutzen die Unbefangenheit der Patienten aus und bieten nicht zugelassene, gefälschte und gesundheitlich bedenkliche Arzneimittel zum Kauf an“, sagte BKA-Chef Jörg Ziercke. Dadurch werde die Gesundheit von Menschen „in rücksichtsloser Weise gefährdet“. Die professionelle Aufmachung der entsprechenden Internetseiten erschwere es den Kunden, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Überdies bestehe das Risiko, dass persönliche Daten der Käufer missbraucht werden. „Patienten können sich schützen, indem sie Arzneimittel – auch über das Internet – nur bei zugelassenen Apotheken beziehen“, sagte Ziercke.

Bundeskriminalamt und Zollkriminalamt betonten, sie seien sich einig mit der ABDA, dem Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA), dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA): Diesem Phänomen könne nur durch ein gemeinsames Vorgehen entgegengewirkt werden.

Die Polizei in Deutschland habe in diesem Jahr bisher 268 Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz im Internet geführt, bei denen das Internet zur Tatausführung genutzt wurde. Die Betreiber der Webseiten stehen im Verdacht, in Deutschland nicht zugelassene sowie gesundheitlich bedenkliche Arzneimittel vertrieben zu haben. Der Großteil der illegalen Produkte komme aus dem Ausland, vor allem aus Indien, China, Osteuropa und Afrika.

Die Operation Pangea ist die bedeutendste Aktion zur Unterstützung der Internationalen Task-force zur Bekämpfung von illegalen Arzneimitteln (International Medical Products Anti-Counterfeiting Taskforce - IMPACT) Sie konzentriert sich auf Webseiten, über die illegale und bedenkliche Arzneimittel vertrieben werden.


dpa/Kirsten Sucker-Sket