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Gefahr aus dem Internet
Pfizer informiert über Arzneimittelfälschungen
Sogenannte „Produktpiraten“ fälschen Arzneimittel im großen Stil und machen durch den Vertrieb im Internet enorme Gewinne. Leidtragende sind Patienten – aber auch Pharmaunternehmen. Und so hat es sich nicht zuletzt der Viagra-Hersteller Pfizer zur Aufgabe gemacht, über Fälschungen zu informieren.
Auf dem „1. Berliner Informationsforum Arzneimittelfälschung“ von Pfizer berichteten heute neben Unternehmensvertretern auch Ermittler der Zollfahndung von ihrer Arbeit gegen den illegalen Medikamenten-Handel im Internet. Jedes zweite im Internet gekaufte Medikament soll laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Fälschung sein. Wachsamkeit ist hier gefragt: Die Internetseiten vieler Fälscher sehen seriös aus. Kaum ersichtlich ist, ob es sich um illegale Angebote handelt. In der Regel wird Originalware versprochen – geliefert wird jedoch eine Fälschung, und diese lässt sich vom Verbraucher ohne Laboranalyse nicht oder kaum vom Original unterscheiden.
„Arzneimittelfälschungen sind oft nicht einmal preiswerter als die Originale – sie werden nur rezeptfrei verschickt“, so Hans-Joachim Mill, Director Pfizer Global Security. „Wir raten dringend davon ab, ein rezeptpflichtiges Arzneimittel im Internet zu erwerben, wenn kein Rezept verlangt wird.“ Weitere Ratschläge für Verbraucher gab Pfizer-Sprecher Martin Fensch: Wenn möglich, solle das online gekaufte Medikament mit einem Original verglichen werden – hinsichtlich Form, Farbe und Verpackung. Außerdem solle in jedem Fall bei Unwohlsein nach der Einnahme sofort der Arzt informiert werden.
Um Fälschern das Handwerk zu legen, arbeitet Pfizer mit Zollfahndung, Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen. Das Zollkriminalamt als Teil des Bundesfinanzministeriums bearbeitet pro Jahr rund 15.000 Ermittlungsverfahren, davon 1.000 im Bereich des Arzneimittelschmuggels. Das illegale Geschäft mit gefälschten Medikamenten ist ungemein lukrativ. Insbesondere die Einfuhr und der Vertrieb von „Lifestyle-Produkten“ aus Indien und China boomen, so ein Ermittler der Zollfahndung, der aus ermittlungstaktischen Gründen namentlich nicht genannt werden möchte.
So sollen manche Betreiber von illegalen Internetseiten mit dem Verkauf gefälschter Medikamente rund 25 bis 30 Mio. Euro Umsatz pro Jahr machen. Das Geschäft mit den Medikamenten gehöre mittlerweile auch zur Organisierten Kriminalität: Gewaltbereitschaft, Systemeinschleusungen und der Einsatz von virtuellen Handelsvertretern seien heute Alltag, so der Zoll-Ermittler.
Die schnelle und einfache Verbreitung im Internet erschwere die Arbeit der Ermittler zusätzlich: Je nach Verfahren werden unterschiedlich große Datenmengen sichergestellt und müssen mit großem Zeitaufwand überprüft werden – so sollen es in einem derzeitigen Verfahren circa 75 Terrabyte sein, teilte der Ermittler mit. Außerdem, fügte Mill hinzu, sei es äußerst schwierig, die wirklichen Produzenten aufzudecken: Die Versandwege der Waren erstrecken sich über viele Länder, bis sie in ihrem Zielland ankommen.
Berlin - 05.10.2011, 16:07 Uhr