Augenerkrankungen

Gesundes Immunsystem schützt vor altersbedingter Makuladegeneration

Jena - 23.10.2011, 10:00 Uhr


Ein intaktes Immunsystem schützt vor altersbedingter Makuladegeneration. Zu dieser Erkenntnis gelangte jetzt ein internationales Forscherteam unter Beteiligung von Jenaer Forschern.

Bei der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) lässt das Sehvermögen im Zentrum des Gesichtsfelds, in der Makula, nach. Die wenigen derzeit existierenden Therapieansätze können nur den Fortschritt der Erblindung aufhalten, nicht aber bereits verlorenes Sehvermögen zurückbringen. Die genauen Ursachen für die Entstehung der AMD sind noch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass reaktive Sauerstoffverbindungen, die während des Stoffwechsels in den Zellen auftreten, daran beteiligt sind. Durch Kontakt mit solchen Sauerstoffverbindungen können Bestandteile der Zellmembran beschädigt werden. Dabei entstehen Oxidationsprodukte, die sich in sogenannten Drusen unterhalb der Netzhaut ablagern. Solche Drusen gelten als erstes Zeichen für das Auftreten von AMD. Die Ablagerungen führen zu einer Aktivierung des als Komplementsystem bezeichneten Teils der angeborenen Immunantwort. Das Komplementsystem löst daraufhin Entzündungsreaktionen aus, die zu chronischen Veränderungen und zu Erkrankungen führen können. Je nach Ort des Auftretens im menschlichen Körper kann es sich dabei um AMD, aber auch um Arteriosklerose oder Arthritis handeln.

Eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Entzündungsreaktionen spielt Faktor H des Komplementsystems. Forscher aus Jena fanden heraus, dass Faktor H an eines der Ablagerungsprodukte in den Drusen bindet, das Malondialdehyd. Sie wiesen nach, dass durch diese Bindung die entzündungsfördernde Wirkung von Malondialdehyd „entschärft“ wird. Der Beweis gelang den Forschern im Gegenversuch: Wenn sie in ihren Experimenten eine bekannte krankheitsauslösende Variante von Faktor H einsetzten, so war die Bindung an Malondialdehyd deutlich schwächer, und der Entzündungsprozess schritt voran. Sie schlussfolgerten daraus, dass Personen mit einer solchen Mutation in Faktor H gefährdet sind, im höheren Lebensalter eine AMD zu entwickeln und daran möglicherweise zu erblinden. Eine Verabreichung von intaktem, schützendem Faktor H könnte folglich die Erkrankung verzögern oder gar verhindern.

Literatur: Weismann, D., et al.: Nature 2011;478:76–81, Online: doi:10.1038/nature10449  


Dr. Bettina Hellwig