ABDA - ADAC – DOSB

Breite Allianz gegen Medikamentenmissbrauch

Berlin - 03.11.2011, 16:57 Uhr


Auch wenn es an validen Zahlen mangelt und die Dunkelziffer hoch sein dürfte: Schätzungsweise sind mehr als 1,5 Millionen Bundesbürger abhängig vom Medikamenten. In vielen Fällen bleibt diese „Stille Sucht“ unbemerkt. Um die Öffentlichkeit für das Thema Arzneimittelmissbrauch zu sensibilisieren, haben sich nun ABDA, ADAC und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zusammengetan.

Für alle drei Organisationen ist die Beschäftigung mit dem Thema von besonderer Bedeutung. Bei den Apothekern liegt dies auf der Hand: Als Arzneimittelfachleute sind sie nach der Apothekenbetriebsordnung sogar angehalten, einem erkennbaren Arzneimittelmissbrauch in geeigneter Weise entgegenzutreten – bei begründetem Verdacht, können sie die Ausgabe eines Arzneimittels verweigern. 2008 gab die Bundesapothekerkammer ihren Leitfaden zu Abhängigkeit und Missbrauch von Medikamenten heraus. Dieser liegt seit Oktober in einer frisch überarbeiteten Fassung vor. Er gibt Tipps zum Erkennen von Arzneimittelmissbrauch, führt die problematischen Medikamentengruppen auf und erklärt, was Apotheker tun müssen und was sie tun können, um dem Missbrauch entgegenzuwirken und damit Patienten zu helfen. Am häufigsten sind es nach wie vor die Benzodiazepine, die Menschen – vor allem Frauen – abhängig machen. Etwa 1,1 bis 1,2 Millionen Betroffene soll es geben. Aber auch Männer und Frauen, die in Beruf und Schule oder im (Freizeit-)Sport ihre Leistung steigern möchten, greifen immer öfter zu Arzneimitteln.

Dass sich der DOSB in der Sache berufen fühlt, ist ebenfalls naheliegend. Der Leistungssport hat dem Doping dem Kampf angesagt. Und: „was das Doping im Spitzensport, ist der Medikamentenmissbrauch im Freizeitsport und im Alltag“, sagt DOSB-Präsident Thomas Bach. Während das Doping im Leistungssport geächtet ist und sanktioniert wird, müssen Prüflinge, die ähnlich wie Sportler in einem Leistungswettkampf stehen, noch keine Strafen für ihr „Hirn-Doping“ fürchten. Der Sport spielt im Zusammenhang mit Arzneimitteln ohnehin eine besondere Rolle: Einerseits bietet er – mittlerweile auch im Breitensport, insbesondere im Kraftsport – häufig Nährboden für Medikamentenmissbrauch. Andererseits ist regelmäßige Bewegung für ein gesundes Leben unerlässlich – sie kann sogar die Einnahme von Arzneimitteln unnötig machen.   

Nicht zuletzt hat der ADAC ein großes Interesse, dass die Menschen über das Abhängigkeits- und Suchpotenzial mancher Arzneimittel besser Bescheid wissen. Dies gilt umso mehr, als dass sie am Straßenverkehr teilnehmen. So muss der Führer eines Fahrzeuges dieses sicher steuern können. In einigen Fällen mag dies nur möglich sein, wenn er zuvor Arzneimittel eingenommen hat. In anderen Fällen sollte er dies dagegen tunlichst unterlassen. „Fahruntüchtigkeit aufgrund zu hoher Dosierung oder Missbrauch von Medikamenten wird ebenso bestraft wie eine Alkoholfahrt ab 1,1 Promille“, betonte ADAC-Präsident Peter Meyer.

Alle drei Präsidenten der Organisationen zeigten sich überzeugt, mit ihrer gemeinsamen Aktion viele Menschen zu erreichen. Tatsächlich ist die Zielgruppe groß: Millionen Menschen fahren täglich Auto, Millionen trieben Sport in Vereinen und Millionen besuchen die Apotheken, betonte ABDA-Präsident Heinz-Günther Wolf.


Kirsten Sucker-Sket