Drogenkonsum von Jugendlichen

Minderjährige rauchen und trinken weniger

Berlin - 10.02.2012, 16:56 Uhr


Die Bundesdrogenbeauftragte und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind zuversichtlich aufgrund bundesweit sinkender Zahlen an minderjährigen Rauchern (12-17 Jahre) und jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) sowie positiven Trends beim Alkohol- und Cannabiskonsum der unter 18-Jährigen.

Jugendliche und junge Erwachsene wurden in Telefoninterviews zu ihrem Konsumverhalten bezüglich Tabak, Alkohol und Cannabis, sowie weiterer illegaler Drogen befragt. Auffällig ist, dass in der minderjährigen Altersgruppe ein insgesamt rückläufiger Konsum sowohl beim Rauchen als auch bei Alkohol (unterteilt in regelmäßigen Konsum und Rauschtrinken) und Cannabis besteht. Bei den jungen Erwachsenen sind die Zahlen hingegen – mit Ausnahme für Tabak – eher leicht steigend oder gleichbleibend. 

Im Vergleich zum Untersuchungszeitraum im Jahr 2001 fiel der Tabakkonsum bei den unter 18-Jährigen von 27,5 auf 11,7 Prozent, bei den jungen Erwachsenen von 44,5 auf 36,8 Prozent. Nur beim Rauchen ist in beiden untersuchten Altersgruppen ein Rückgang zu verzeichnen. 

Regelmäßiger wöchentlicher Alkoholkonsum ist bei Minderjährigen nur noch bei 14,2 Prozent angesagt, im Vergleich zum Jahr 2001 ein Rückgang um 3,7 Prozent. Unter jungen Erwachsenen konsumieren wesentlich mehr regelmäßig Alkohol: Unverändert liegt der Anteil hier bei 39,8 Prozent. Auffällig ist die Entwicklung des sogenannten „Rauschtrinkens“ (der Konsum von mehr als fünf alkoholischen Getränken bei einer Trinkgelegenheit). Diese riskante Form des Alkoholkonsums ist immer noch weit verbreitet unter jungen Erwachsenen: 41,9 Prozent gaben an, sich in den vorangegangen 30 Tagen mindestens einmal einen Rausch angetrunken zu haben. Die Zahl ist gleichbleibend hoch im Vergleich zum Erhebungszeitraum 2004. Bei Minderjährigen sind die Zahlen rückläufig: 15,2 Prozent statt 22,6 Prozent im Jahr 2004.

Im Bereich der illegalen Drogen wurde Cannabis als die zahlenmäßig bedeutendste Droge herausgegriffen. Im Vergleich zum Jahr 2004 nahm auch hier der Anteil an Minderjährigen ab, die schon einmal Cannabis konsumiert haben – von 15,1 Prozent im Jahr 2004 auf 6,7 Prozent. Bei jungen Erwachsenen ist der Anteil an denjenigen, die Erfahrungen mit der Droge gemacht haben, unverändert hoch: 39,2 Prozent im Vergleich zu 43 Prozent im Jahr 2004.

Die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Dr. Elisabeth Pott, und die Bundesdrogenbeauftragte, Mechthild Dyckmans, sehen die rückläufigen Zahlen bei Minderjährigen als Erfolg der bundesweiten Kampagnen „Alkohol – kenn dein Limit“ und „Rauch frei“. In Evaluationen zeige sich, dass die Präventionsmaßnahmen griffen, die Kampagnen würden von den Jugendlichen angenommen, diskutiert und könnten in sozialen Netzwerken wiedergefunden werden. Man sei sich sicher, dass Aufklärungsarbeit und Information mehr erreichten als Verbote, wie beispielsweise die gesetzlichen Regelungen eines Rauchverbots. Diese würden mit Vorliebe gerade von Jugendlichen unterwandert.

An den rückläufigen Zahlen beim Rauchen in beiden untersuchten Altersgruppen könne man dagegen sehen, dass Aufklärung und Präventionsmaßnahmen bei Minderjährigen dazu führten, dass diese jungen Menschen auch zu einem späteren Zeitpunkt weniger häufig zur Zigarette greifen würden, so Dr. Pott. Jugendliche, die bis zu ihrem 18. Lebensjahr nicht rauchten, hätten eine gute Tendenz, auch später Nichtraucher zu bleiben. 

In Bezug auf den Alkoholkonsum ist man sich einig, dass auch die erst 2009 gestartete Kampagne „Alkohol – kenn dein Limit!“ Früchte tragen wird: Die von den privaten Krankenversicherungen mitfinanzierte Aufklärungskampagne richte sich vor allem an Jugendliche, sie soll aber auch auf junge Erwachsene erweitert werden, z. B. durch Projekte an Universitäten, Ausbildungseinrichtungen und in der „Partyszene“, so Dyckmans. Die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Dr. Pott, sagte, Alkohol sei in unserer Kultur „fest verankert“, man müsse sich darüber im Klaren sein, dass Verhaltensänderungen hier längerer Zeiträume bedürften.

Der Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen Harald Terpe äußert sich kritisch zu den vorgestellten Ergebnissen: „Die Zahlen der aktuellen Drogenaffinitätsstudie der BzgA belegen die weitgehende Wirkungslosigkeit der Drogenprävention der Bundesregierung. Abgesehen vom seit zehn Jahren rückläufigen Tabakkonsum ist kein Trend erkennbar, der nicht durch kulturell und demographisch bedingte Schwankungen erklärbar wäre.“ Den Einfluss der öffentlichkeitswirksam beworbenen Kampagnen zweifelt Terpe an, es sei nicht klar, ob sie sich auf das Konsumverhalten von Jugendlichen auswirkten. 


Almuth Schmidt