Zusatznutzen von Boceprevir

G-BA hält sich nicht an IQWiG-Empfehlung

Berlin - 05.03.2012, 16:54 Uhr


Der Gemeinsame Bundesauschuss (G-BA) spricht dem Hepatitis-C-Therapeutikum Boceprevir (Victrelis®) einen Hinweis auf einen Zusatznutzen zu. Mit diesem Beschluss weicht der G-BA von den Empfehlungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) teilweise ab.

In dem Beschluss vom 1. März 2012 betrachtet der G-BA zwei Gruppen: therapienaive und therapieerfahrene Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Virus-Infektion. Für beide Gruppen lautet das Ergebnis: „Hinweis auf einen Zusatznutzen von Boceprevir. Ausmaß nicht quantifizierbar.“ Das IQWiG hatte zuvor eine andere Gruppeneinteilung als der G-BA gewählt und nur bei zwei von diesen vier Patientengruppen Hinweise auf einen Zusatznutzen bestätigt.

"International gilt die Elimination des Hepatitis-C-Virus als Heilung", so Hanspeter Quodt, Geschäftsführer von MSD Deutschland, dem Zulassungsinhaber von Victrelis®. In diesem Zusammenhang betrachtet Quodt den Zusatznutzen von Boceprevir als erheblich. Die Heilung der Hepatitis C kann anhand des Parameters langanhaltendes virologisches Ansprechen (SVR) gemessen werden. Die SVR geht mit einer langfristigen Virusfreiheit einher. 

Laut IQWiG ist die SVR kein patientenrelevanter Endpunkt, der mit einer „Heilung der Erkrankung“ gleichzusetzen ist. Das Institut akzeptiere jedoch die SVR als Ersatzkennzeichen für ein vermindertes Auftreten von Leberkrebs. Denn Patienten, bei denen Hepatitis-C-Viren nicht mehr nachweisbar sind, hätten nach derzeitigem Wissensstand ein geringeres Risiko für Leberkrebs. Allerdings könne nicht geklärt werden, bei wie vielen Betroffenen Boceprevir tatsächlich Leberkrebs verhindere. 

Boceprevir ist seit Juli 2011 für Erwachsene mit chronischer Hepatitis C-Infektion in Kombination mit Peginterferon alfa und Ribavirin zugelassen.

Der G-BA Beschluss ist Grundlage für die nun folgenden Preisverhandlungen zwischen MSD mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. „Wir hoffen auf faire Verhandlungen, die zu einem angemessenen Preis für Boceprevir führen. Die Bedeutung dieser neuen Therapie für den medizinischen Fortschritt muss ausreichend gewürdigt werden – auch, um damit einen Anreiz für die weitere Entwicklung von Arzneimitteln zu schaffen“, so Quodt.


Svenja Schwob


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