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Onkologie
Psychischer Dauerstress macht anfällig für Krebs
Ein erhöhter Corticosteronspiegel, wie er bei Stress typischerweise eintritt, begünstigt auf die Dauer die Entstehung von malignen Tumoren. Darauf weisen amerikanische Forscher aufgrund von Versuchen mit Labormäusen hin. In den Mechanismus sind das Turmorsuppressorgen p53 und das Protoonkogen MDM2 involviert.
Die Forscher um Arnold Levine in Princeton und Wenwei Hu vom Cancer Institute of New Jersey arbeiteten mit gentechnisch veränderten Mäusen, denen auf einem der beiden Chromosomensätze das Gen p53 fehlt, sogenannten p53+/--Mäusen. Da diese Mäuse weniger Protein p53 synthetisieren, können sie bösartig veränderte Zellen nicht so effektiv eliminieren, sodass sich leichter maligne Tumoren entwickeln können.
In den Versuchen wurden die Labormäuse zuerst einer ionisierenden Strahlung ausgesetzt, was bei ihnen die Entstehung maligner Tumoren begünstigte und ihre Lebensdauer gegenüber der Vergleichsgruppe um durchschnittlich 28 Wochen verkürzte.
In einer dritten Gruppe von Mäusen, die bestrahlt wurden und außerdem sechs Stunden täglich in ihrer Bewegung stark eingeschränkt waren, sank die durchschnittliche Überlebenszeit um weitere elf Wochen. Dass die Bewegungseinschränkung für die Mäuse eine Stresssituation bedeutete, zeigte sich an ihrem erhöhten Corticosteronspiegel.
Bei anderen Mäusen, denen maligne Tumoren transplantiert wurden, entwickelten sich diese unter den Bedingungen der dritten Gruppe schneller als unter den Bedingungen der beiden anderen Gruppen. Folglich begünstigt ein erhöhter Corticosteronspiegel bei Mäusen nicht nur die Entstehung, sondern auch die Progression von Krebs.
Die Forscher konnten auch den Wirkungsmechanismus der Tumorgenese nachweisen: Corticosteron aktiviert die Serum-Glucocorticoid-induzierte Proteinkinase 1 (SGK1), eine Serin/Threonin-Kinase, die über das Protoonkogen MDM2 (murine double minute 2) zum Abbau von Protein p53 führt. Gentechnisch veränderte Mäuse, die ohnehin weniger Protein p53 synthetisieren, reagieren besonders empfindlich auf erhöhte Corticosteronspiegel.
Literatur: Feng Z, et al. Chronic restraint stress attenuates p53 function and promotes tumorigenesis. Proc Nat Acad Sci USA 2012 Apr 16 (Epub ahead of print).
Princeton - 20.04.2012, 12:46 Uhr