Streit um Ärztehonorar

Ärzte bilden Koordinierungsstelle für Protestaktionen

Berlin - 29.08.2012, 13:59 Uhr


Klare Kampfangsage der niedergelassenen Ärzte in Sachen Honorar: „Protestaktionen, Demonstrationen, Praxisschließungen – wir sind zu allem bereit“, heißt es in einer Mitteilung der Allianz deutscher Ärzteverbände. Eine Koordinierungsstelle soll nun den Ärzteprotest wirkungsvoll umsetzen.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, erklärte in der Mittwochsausgabe der „Welt“, die Honorare der niedergelassenen Ärzte seien in den letzten Jahren „schneller gestiegen als deren zusätzlicher Aufwand, um die Menschen medizinisch zu versorgen“. Die durchschnittlichen Zahlungen der Kassen pro Arzt hätten sich innerhalb von vier Jahren um rund 23.000 Euro erhöht – diese Überbezahlung der Ärzte solle daher durch Absenkung der Honorarsumme für 2013 ausgeglichen werden.

Wütend reagieren darauf die Ärztevertreter der Allianz deutscher Ärzteverbände, die aus dem Berufsverband deutscher Internisten, dem Bundesverband der Ärztegenossenschaften, der Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände, dem Hartmannbund, Medi Deutschland und dem NAV-Virchow-Bund besteht: „Wieder einmal werden wir niedergelassenen Ärzte von den Kassen als eine geldgierige, überbezahlte Spezies verunglimpft“, kritisiert Dr. Dirk Heinrich, Sprecher der Ärzteallianz. „Kassenbosse“ blenden ihm zufolge völlig aus, dass die medizinische Versorgung ohne ärztliches Engagement in weiten Strecken zum Erliegen käme. „Aber wir werden es ihnen zeigen, sollten sie sich mit der geplanten Honorarkürzung durchsetzen“, warnt Heinrich.

Für den Fall, dass die Kassen im erweiterten Bewertungsausschuss eine Nullrunde oder gar eine Absenkung des Orientierungspunktwertes durchsetzen können, kündigen die Ärzte bereits Protestaktionen, Demonstrationen oder auch Praxisschließungen an – man sei zu allem bereit. Besonders ärgert die Mitglieder der Allianz, „dass die Krankenkassen Überschüsse in Höhe von 20 Milliarden Euro horten oder für fragwürdige Wellness-Angebote ausgeben, gleichzeitig aber ausgerechnet bei der ambulanten medizinischen Versorgung die Daumenschrauben anlegen wollen“.

Wie es weitergehen soll, erklärt der NAV-Virchow-Bund in einer Pressemitteilung: Die Berufs- und Fachverbände könnten in Form eines runden Tisches ihre Ideen und Protestformen einbringen. Zunächst sollen Patienten und Versicherte über die „fatalen Forderungen der Krankenkassen“ informiert und Ärzte bzw. Praxismitarbeiter mobilisiert werden. Des Weiteren ist die Planung eines zentralen Protesttags in Berlin angedacht.

Lesen Sie


Juliane Ziegler