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Grippeimpfung im Norden
Warten auf Impfstoff oder Freigabe
Die Probleme bei der Auslieferung der Grippeimpfstoffe von Novartis für Hamburg und Schleswig-Holstein sind erneut in den Publikumsmedien angekommen. Im Laufe der Woche
Im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen immer wieder Ärzte und Apotheker, die auf den Impfstoff warten, sowie die Reaktionen der Ärzteorganisationen.
"Bewusste Täuschung"
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) sieht sich durch die Krankenkassen getäuscht. In einer Pressemitteilung der KVSH vom Dienstag wird die KVSH-Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke zitiert: „Nachdem wir nun seit Tagen vertröstet wurden, informieren die Kassen die Öffentlichkeit heute vollmundig, dass unterdessen genug Impfdosen vorhanden seien. Das ist eine bewusste Täuschung.“ Die KVSH habe festgestellt, dass die Impfstoffe nur vereinzelt in den Apotheken vorliegen. Die Praxen würden mit dem Problem allein gelassen. Anstatt zu dem Problem zu stehen, würden die Kassen falsche Eindrücke erwecken. Patienten würden das nicht verstehen und in einigen Fällen sogar den Arzt für die Situation verantwortlich machen. Die KVSH stelle fest, dass die Kassen sich aus der Rolle des Partners in der Versorgung verabschiedet hätten, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Kassen hätten die Forderung der KVSH, andere Impfstoffe zur Bestellung freizugeben, abgelehnt. „Das zeigt, dass allein wirtschaftliche Interessen das Kassenhandeln dominieren“, so Schliffke in der Pressemitteilung vom Dienstag.
"Versorgungstechnische Bankrotterklärung"
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorsitzender der KV Hamburg, erklärte: „Es ist eine versorgungstechnische Bankrotterklärung, dass weiter taktiert wird und nicht den Ärzten in Hamburg sofort und unbürokratisch das Impfen aller Patienten ermöglicht wird.“ So spät in die Impfsaison zu starten und trotzdem hohe Durchimpfungsraten zu erreichen, sei technisch kaum zu leisten, heißt es von der KV Hamburg.
Belieferung nur bei Optaflu-Bestellung
Wie viel Impfstoff tatsächlich in den Apotheken und bei den Ärzten angekommen ist, lässt sich nur schwer feststellen. Der Apothekerverband Schleswig-Holstein startete dazu am Dienstag eine Mitgliederumfrage. Beim Hamburger Apothekerverein beklagen sich Apotheker, die ihre Bestellung nicht auf Optaflu geändert hatten, beispielsweise weil die bestellenden Ärzte in Urlaub waren. Diese Apotheken würden derzeit gar nicht beliefert.
GSK bekräftigt Lieferfähigkeit
Dass Novartis in dieser Woche nun überhaupt mit der Auslieferung begonnen hat, ist für die Krankenkassen aber das Argument, die Bestellung der Grippeimpfstoffe von Konkurrenzanbietern immer noch nicht freizugeben. Unterdessen bekräftigte GSK seine Lieferfähigkeit. Der freie Markt und die von GSK gewonnenen Ausschreibungsgebiete würden planmäßig beliefert.
04.10.2012, 13:43 Uhr