- DAZ.online
- News
- Weniger Hunde und Affen, ...
Versuchstierzahlen 2011
Weniger Hunde und Affen, mehr Mäuse
In Deutschland wurden im Jahr 2011 rund 2,9 Millionen Wirbeltiere für Tierversuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendet – das geht aus der aktuellen offiziellen Versuchstier-Statistik hervor. Gegenüber 2010 ist die Gesamtzahl der Versuchstiere um 1,9 Prozent gestiegen. Deutliche Rückgänge gab es aber beispielsweise bei der Zahl der verwendeten Hunde und Affen.
Die Gesamtzahl von 2,91 Millionen erfasst alle Wirbeltiere, die zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden – unabhängig von der Belastung durch den jeweiligen Eingriff. Dies schließt eine Blutentnahme ebenso ein wie einen operativen Eingriff oder einen Arzneimitteltest. Wie das BMELV betont, ist die Zahl der Tiere, die für Tierversuche nach § 7 Tierschutzgesetz eingesetzt werden, zum zweiten Mal in Folge gesunken. Rund 1,5 Millionen Tiere waren es 2011 – 10.581 Tiere weniger als im Vorjahr. Bergauf ging es dagegen bei Tieren, die für andere wissenschaftliche Zwecke eingesetzt wurden. Dies sind unter anderem Tiere, die getötet werden, um ihre Organe oder ihr Zellmaterial zu wissenschaftlichen Zwecken zu verwenden, etwa um Alternativmethoden zum Tierversuch zu ermöglichen.
Bei über 85 Prozent der eingesetzten Versuchstiere handelte es sich um Nagetiere, vor allem Mäuse und Ratten. Allein mehr als 2 Millionen Tiere waren Mäuse, gut 700.000 von ihnen transgene. Sieben Prozent der Tiere waren Fische, vier Prozent Vögel und drei Prozent Kaninchen. Während sich die Anzahl verwendeter Tiere insbesondere bei den Mäusen, Fischen, Schafen und Reptilien im Vergleich zum Vorjahr erhöhte, verringerte sie sich unter anderem bei den Ratten, Hunden, Katzen und Affen zum Teil deutlich. So sank etwa die Zahl der Hunde von 3.004 auf 2.474. Die Zahl der verwendeten Altweltaffen sank von 2.277 auf 1.588, die der Neuweltaffen von 432 auf 208.
Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen, wünscht sich eine angemessene Interpretation der Statistik. Der Wissenschaftler betont, dass Tierversuche nach wie vor nicht gänzlich zu ersetzen sind. Versuchstiere würden in der Grundlagenforschung eingesetzt, um schwere Krankheiten zu erforschen – zudem für die medizinische Produktentwicklung oder um die Sicherheit von Medikamenten, Inhaltsstoffen oder medizinischen Produkten zu testen. Gerade in diesem letzten Punkt verlange das Gesetz in Deutschland den Einsatz von Primaten: So wurden von den 1796 in 2011 verwendeten Primaten 60 Prozent der Tiere für gesetzlich vorgeschriebene Giftigkeits- und Sicherheitsprüfungen zum Schutz von Patienten und Konsumenten eingesetzt. Insgesamt, so betont Treue, ist nur jedes tausendste Versuchstier ein Primat.
Die Zahlen relativierten sich auch schnell, wenn man den 2,9 Millionen wissenschaftlichen Eingriffen an Wirbeltieren die jährliche Fleischproduktion in Deutschland gegenüberstelle. Laut Statistischem Bundesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 59,7 Millionen Schweine, 3,3 Millionen Rinder und über 700 Millionen Geflügeltiere geschlachtet.
Lesen Sie mehr zum Thema Tierversuche:
"Airbag" Versuchstiere (DAZ 39, 2012)
Hier finden Sie die aktuelle Statistik zu den Versuchstierzahlen des BMELV
Berlin - 21.11.2012, 11:09 Uhr