Frische Konzernergebnisse

Generika bremsen Novartis aus

Basel - 23.01.2013, 10:55 Uhr


Der Patentablauf wichtiger Medikamente macht dem Schweizer Pharmakonzern Novartis im laufenden Geschäftsjahr zu schaffen. Für 2013 rechnet Konzernchef Joseph Jimenez mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses vor Sonderposten im mittleren einstelligen Bereich. Der Umsatz werde auf dem Niveau von 2012 stagnieren. Außerdem kommt es zu einem überraschenden Wechsel an der Führungsspitze: Daniel Vasella geht.

Was die Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr angeht, so wies Novartis unter dem Strich einen Reingewinn vor Sonderposten von 12,8 Milliarden US-Dollar (rund 9,6 Mrd. Euro) aus – ein Minus von fünf Prozent. Das operative Ergebnis vor Sonderposten fiel ebenfalls um fünf Prozent auf 15,2 Milliarden Dollar. Trotz der Rückgänge erfüllte Novartis damit die Erwartungen des Marktes. Die Aktionäre sollen für 2012 eine Dividende von 2,30 (VJ: 2,25) Franken je Aktie erhalten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr machten Novartis besonders die Generikakonkurrenz für den Blutdrucksenker Diovan und Produktionsprobleme in den USA zu schaffen: Der Konzernumsatz fiel auf 56,7 Milliarden Dollar, nachdem im Vorjahr noch 58,6 Milliarden Dollar in den Büchern gestanden haben. Auch der starke US-Dollar habe die Umsatzentwicklung gebremst, so Novartis.

Neue Medikamente wie Gilenya zur Behandlung der Multiplen Sklerose oder die Krebsmittel Afinitor und Tasigna wuchsen dagegen stark und trugen fast 30 Prozent zum Konzernumsatz bei. Die Sparte für rezeptfreie Medikamente (Consumer Health) verzeichnete wiederum einen Umsatzrückgang von 19 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Dieser war in erster Linie auf das Ausbleiben der Lieferungen des US-Produktionsstandorts in Lincoln, Nebraska, zurückzuführen. Gut lief es dagegen in der Augenmittelsparte Alcon – hier stieg der Nettoumsatz 2012 um 3 Prozent auf 10,2 Milliarden Dollar.

Auch 2013 werden Generika das Geschäft belasten – die Einbußen könnten laut Novartis 2013 bei bis zu 3,5 Milliarden Dollar liegen. Im laufenden Geschäftsjahr werde der Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres stagnieren. Ein wieder anziehendes Wachstum wurde für 2014 und 2015 in Aussicht gestellt: Dann soll der Umsatz wieder mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Das operative Ergebnis vor Sonderposten soll zudem deutlicher als die Erlöse wachsen. Jimenez präsentierte sich optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass unsere Pipeline in nächster Zeit eine Rekordzahl an Zulassungen und Zulassungsanträgen hervorbringen wird“. 14 Produkte könnten bis 2017 Blockbuster-Status erreichen.

Für einen Paukenschlag sorgte Novartis mit dem Abgang des langjährigen Firmenchefs und derzeitigen Präsidenten des Verwaltungsrates, Daniel Vasella. Nach 17 Jahren in leitender Führungsposition werde sich Vasella auf der Generalversammlung am 22. Februar 2013 nicht mehr zur Wiederwahl stellen, teilte Novartis mit.

Vasellas Nachfolger soll zum 1. August Jörg Reinhardt werden, der von Bayer HealthCare zu den Schweizern wechselt. Reinhardt hatte Novartis 2010 verlassen. Er, der lange als Kronprinz für die Vasella-Nachfolge als Konzernchef gehandelt wurde, zog damals gegen den Amerikaner und ehemaligen Pharmachef von Novartis, Joseph Jimenez, den Kürzeren. Nach 25 Jahren im Unternehmen sei „der richtige Zeitpunkt gekommen“, um für „eine reibungslose Nachfolge zu sorgen“, wird Vasella in der Mitteilung zitiert.

Bei Bayer hieß es, Reinhardt habe mit seiner Erfahrung und seinem Engagement „großen Anteil an der überaus positiven Entwicklung von Bayer HealthCare in den vergangenen Jahren“ gehabt. Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird Wolfgang Plischke, derzeit im Bayer-Holdingvorstand unter anderem verantwortlich für Technologie, Innovation und Nachhaltigkeit, die Führung des Teilkonzerns Bayer HealthCare zusätzlich zu seinen Vorstandsaufgaben übernehmen.


dpa/DAZ.online