Sildenafil-Patentschutz läuft aus

Bald mehr Viagra-Fälschungen?

Stuttgart - 15.05.2013, 10:39 Uhr


Ende Juni verliert Viagra, das weltweit am häufigsten gefälschte Arzneimittel, seinen Patentschutz in Deutschland. Dann beginnt der generische Wettbewerb mit dem Viagra-Wirkstoff Sildenafil. Experten rechnen mit einer Vielzahl von Sildenafil-Generika im Markt. Die Behörden gehen für die Zukunft von einer Zunahme gefälschter Sildenafil-Präparaten aus.

Das Unternehmen Pfizer, der Originalhersteller von Viagra, arbeitet seit Jahren intensiv mit den Behörden zusammen, um Fälscher zu stoppen und Patienten vor Arzneimittelfälschungen zu schützen. Aufgrund des noch bestehenden Patentschutzes von Viagra darf, außer durch den Originalhersteller selbst, kein Produkt mit dem Wirkstoff Sildenafil in Deutschland in Verkehr gebracht werden. Das erleichterte bisher auch die Detektion und strafrechtliche Aufarbeitung illegaler Arzneimittelfälschungen.

Wenn im Juni der Patentschutz fällt, dann ist mit einer Vielzahl von (legalen) Generikaprodukten mit dem Wirkstoff Sildenafil im Markt zu rechnen. Da allerdings für die Sildenafil-Generika ein erhöhtes Fälschungsrisiko besteht und der Markt durch den Patentablauf unübersichtlicher wird, rechnen die Behörden mit einer Zunahme von gefälschten Präparaten, die sichergestellt werden müssen. 

Seit Jahren lässt sich ein steter Anstieg bei den Ermittlungsverfahren wegen Handels mit gefälschten Arzneimitteln in Deutschland verzeichnen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jedes zweite im Internet vertriebene Medikament eine Fälschung ist. Neben den häufig gefälschten Arzneimitteln gegen Erektionsstörungen werden zunehmend auch Präparate zur Behandlung von HIV, hohen Cholesterinwerten, Bluthochdruck, Depressionen oder auch Antibiotika gefälscht und online vertrieben. Dabei ist den Tätern meist nicht leicht beizukommen. Die Internetseiten vieler Fälscher sehen seriös aus. Es ist kaum ersichtlich, dass es sich um illegale Angebote handelt. In der Regel wird auf den Seiten der Kriminellen Originalware versprochen, geliefert werden aber Plagiate, die man ohne Laboranalyse nur schwer von den echten Medikamenten unterscheiden kann. Bei Medikamenten, die aus unbekannten Quellen stammen, stimmt dann oft weder Wirkstoffgehalt noch Zusammensetzung, die Einnahme gleicht einem russischen Roulette.

Da die Gewinnmargen im Handel mit illegalen Arzneimitteln äußerst lukrativ sind, gelangen in zunehmendem Maße auch günstige Generika ins Visier der Täter. Der kürzlich von den Behörden aufgedeckte Fälschungsskandal um Omeprazol ermöglicht einen Einblick in das Ausmaß illegaler Arzneimittelfälschungen im deutschen Generikamarkt. 


DAZ.online