Evolution

Sind Männer schuld an der Menopause?

30.06.2013, 07:00 Uhr


Was mag sich die Natur dabei gedacht haben, dass sie die Weibchen der Spezies Homo sapiens im Alter unfruchtbar werden lässt, selbst wenn sie noch gesund und lebenstüchtig sind? Sollen sich die Frauen lieber ihren Enkeln als ihren eigenen Kindern widmen, um ihre Nachkommenschaft zu vermehren? ...

Frauen und Männer kommen in die Wechseljahre, doch bei Frauen ist die hormonelle Umstellung gravierender und vor allem folgenreicher als bei ihren Geschlechtspartnern: Mit dem Ausbleiben der Regelblutung (Menopause) verlieren sie ihre natürliche Fortpflanzungsfähigkeit und können danach allenfalls noch durch reproduktionsmedizinische Eingriffe schwanger werden und ein Kind zur Welt bringen.

Biologen haben sich schon lange gefragt, welchen Sinn die Menopause, die bei anderen Tieren nicht beobachtet wird, für den Menschen haben mag. Ein Wesen, das sich nicht fortpflanzen kann, hat aus Sicht der Evolutionstheorie keine Lebensberechtigung, es sei denn, es setzt sich auf eine andere Weise für den Fortbestand der Spezies ein, wie beispielsweise die unfruchtbaren Arbeiterinnen sozialer Insekten für ihren "Staat" und ihre "Königin". Der unfruchtbaren älteren oder alten Frau haben die Biologen mithilfe der "Großmutter-Hypothese" einen Lebenssinn gegeben.

Diese Hypothese besagt, dass Großmütter ihre bereits erwachsenen Kinder bei der Erziehung ihrer Enkel unterstützen sollen, um den Fortbestand der Großfamilie zu sichern. Dazu passt, dass alte Weibchen der besonders gut erforschten japanischen Affen (Makaken) bei ihren Enkeln notfalls mehrere Tage lang die Mutterrolle übernehmen, wenn die Mutter aufgrund von Unfall oder Krankheit ausfällt.

Das Team um den Biologen Rama Singh von der McMaster University in Hamilton, Kanada, hat nun eine andere Hypothese zur Erklärung der Menopause aufgestellt. Demnach sind die Männer an der Menopause schuld. Denn Männer im mittleren oder höheren Alter haben sich Generation für Generation jüngere Geschlechtspartnerinnen ausgesucht und dabei ihre Altersgenossinnen sexuell vernachlässigt. Deren Fruchtbarkeit diente also keinem Zweck mehr und verschwand folglich allmählich durch genetische Mutationen.

Die neue Hypothese besagt indirekt, dass Frauen anscheinend keine Vorliebe für jüngere Partner gehabt haben oder – falls doch – diese zumindest nicht konsequent durchsetzen konnten. Sonst hätte sich nämlich auch bei Männern eine heftigere Form des Klimakteriums mit resultierender Unfruchtbarkeit ausgebildet.

Quelle: Morton RA, et al. Mate Choice and the Origin of Menopause. PLoS Comput Biol, Epub 13. 06. 2013.


Dr. Wolfgang Caesar