Das ABDA-Diskussionsforum

Noch viele Missverständnisse zum Leitbild

Düsseldorf - 19.09.2013, 14:00 Uhr


Es war ein Novum auf einem Apothekertag, ein erster Schritt: das offene „Diskussionsforum zur zukünftigen Ausrichtung der Berufspolitik“. Jede Apothekerin, jeder Apotheker konnte mitdiskutieren, Wünsche, Hoffnungen und Kritik ausdrücken. Zwar stand die Frage eines neuen Leitbildes für den Apotheker in der Offizinapotheke im Mittelpunkt, aber auch Meinungen zum Verhältnis ABDA und Basis, Kritik am Präsidenten und an der Berufspolitik wurden geäußert.

Auf dem Podium stellten sich ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, ABDA-Vize Mathias Arnold, Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands, Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, und Karin Graf, Vorstandsmitglied der ABDA, den Fragen.

Das Impulsreferat von Arnold zur Leitbilddiskussion, das am Anfang des Forums stand, prägte naturgemäß weite Strecken der sich anschließenden zweieinhalb-stündigen Diskussion. Es zeigte sich, dass es Enttäuschungen über das Leitbild und noch viele Missverständnisse gibt darüber, was das Leitbild überhaupt sein will, was es beinhaltet und wie der zeitliche Rahmen dazu ist. So kam immer wieder Kritik auf, dass das heutige Wesen des Apothekerberufs auf der Strecke bleiben könnte. Das Leitbild sei zu eng gefasst und zu sehr in Richtung Arzt ausgerichtet. Auch die fehlende Lotsenfunktion des Apothekers wurde beklagt. Schmidt versuchte zu beruhigen: Auch mit einem neuen Leitbild könne der Apotheker Präventionsleistungen erbringen oder Lotsenfunktionen ausüben. Deutlich stellten Schmidt und Becker auf Nachfrage heraus, dass es auch eine adäquate Honorierung geben müsse, wenn der Apotheker neue Leistungen anbiete.

Aber zunächst sei die essenzielle Frage zu klären: Wollen die Apothekerinnen und Apotheker überhaupt ein neues Leitbild, in dessen Mittelpunkt die Patientenorientierung, das Medikationsmanagement und die engere Vernetzung mit anderen Heilberufen steht? Informations- und Abstimmungprozesse werden in den nächsten Monaten in die ABDA-Mitgliedsorganisationen getragen, um dort eine Meinungsbildung herbeizuführen, ob man es mittrage und welche Inhalte es genau geben solle. Eine endgültige Abstimmung über den Leitbildprozess soll es dann auf dem nächsten Apothekertag 2014 geben.

Diskussionsbeiträge offenbarten auch, dass es Missverständnisse zum zeitlichen Rahmen der Implementierung und der Umsetzung eines neuen Leitbildes gibt. Arnold, der Vorsitzende der Leitbild-Arbeitsgruppe, stellte klar: Die genannte Jahreszahl 2030 bedeute nicht, „dass mit diesem Datum das neue Leitbild angeknipst wird. Das Leitbild ist ein Prozess, der schon morgen beginnen kann. Das Leitbild ist ein Ziel, das auf einem Weg mit vielen kleinen Schritten gegangen werden muss.“

Aber nicht nur das Leitbild bewegte die Forumsteilnehmer. Auch die Kommunikation der ABDA zur Basis, die ABDA-Politik und die Möglichkeit der Mitsprache der Basis waren Inhalt von Fragen und Statements. In den Redebeiträgen zeigte sich deutlich, dass sich auch Nicht-Delegierte mehr Mitsprache wünschten. ABDA-Präsident Schmidt verwies allerdings  mehrmals auf die demokratischen Strukturen, die zu nutzen jedem offenstünden: Mitwirkung in den Kammerversammlung, Wahl zur Kammerversammlung. Schmidt: „Wenn Sie nicht an die repräsentative Demokratie glauben, dann kann ich nicht weiterhelfen.“

Es gebe viel Frust in der Apothekerschaft, so eine Diskutantin. Der Apotheker werde gegängelt und attackiert von Ärzten und der Politik. Sie fragte den ABDA-Präsidenten, warum er es nicht schaffe, die Apothekerinnen und Apotheker in der Fläche hinter sich zu bringen? Schmidt dazu: Er schätze Widerspruch und Kritik. Aber diejenigen, die sich mit Meinungsbeiträgen in Internetforen engagierten, seien nicht gleichzusetzen  mit „der Basis“. Schmidt: Wir brauchen den Streit über den richtigen Weg, das sei sein Ziel. Wenn sein Tun kritisiert werde, dann halte er das aus, dies gehöre zu seinem Amt.

Hinterfragt wurden auch die Strukturen der ABDA. Hier kam eine klare Ansage vom ABDA-Präsidenten: „Die ABDA-Struktur ist gut, sie hat sich bewährt, an eine Änderung denke ich nicht.“

Fazit des insgesamt dreistündigen Diskussionsforums aus Sicht des Veranstalters: „Die ABDA hat gezeigt, dass sie es kann“, so Elmar Esser, der die Moderation übernommen hatte. Die weitere Diskussion zu den einzelnen Fragen müsse nun in den Mitgliedsorganisationen stattfinden.


Peter Ditzel