Nutzenbewertung

G-BA-Chef Hecken kontert Kritik

Berlin - 04.10.2013, 13:07 Uhr


Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Josef Hecken, hat insbesondere von der Firma Novartis geäußerte Kritik an den kürzlich durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beschlossenen Nutzenbewertungen der Gliptine Sitagliptin, Vildagliptin, Saxagliptin zurückgewiesen. Er habe zwar Verständnis für die ökonomischen Interessen. Die Studienlage sei jedoch zu lückenhaft gewesen.

„Aus ökonomischer Sicht verstehe ich, dass der pharmazeutische Unternehmer gerne eine bessere Bewertung für Vildagliptin bekommen hätte, denn die Nutzenbewertung des G-BA ist immerhin Basis für die anstehenden Verhandlungen über den Erstattungsbetrag. In der Sache ist die Kritik jedoch nicht nachvollziehbar: Die Studienlage zu Vildagliptin war derart lückenhaft, dass eine bessere Bewertung unter Evidenzgesichtspunkten nicht vertretbar war“, so Hecken.

Andere Unternehmen hätten bewiesen, dass bessere Studien möglich seien. Hecken: „Deshalb konnte für die Gliptine dieser Firmen auch jeweils ein Zusatznutzen konstatiert werden. Die Bewertungsergebnisse sind also sehr differenziert und zeigen, dass der G-BA durchaus einen Mehrnutzen einzelner Gliptine anerkennt, wenn allerdings auch nur in einem geringen Ausmaß.“ Vor diesem Hintergrund sei es „abwegig und irreführend“, zu behaupten, dass Diabetikerinnen und Diabetiker in Deutschland durch die Entscheidung des G-BA schlechter gestellt würden. Gliptine könnten auch weiterhin zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden.

„Kein einziger Patient muss nun in seiner Medikation umgestellt werden, denn jetzt beginnen zunächst einmal die Preisverhandlungen“, so Hecken weiter. Wichtig sei vor allem auch, dass nicht nur für das ohne Zusatznutzen bewertete Vildagliptin, sondern auch für die anderen Arzneimittel der gleichen Wirkstoffklasse nach wie vor wichtige Langzeitdaten zu patientenrelevanten Endpunkten wie Schlaganfall- und Herzinfarkt-Häufigkeit sowie zur Sicherheit - etwa zu den Auswirkungen auf die Bauchspeicheldrüse - fehlten und deshalb vom G-BA nachgefordert worden seien. Aus diesem Grund seien auch die positiven Beschlüsse auf zwei Jahre befristet worden. „Damit die Qualität der Versorgung der Patientinnen und Patienten langfristig gewährleistet werden kann, müssen die pharmazeutischen Hersteller also noch wichtige Hausaufgaben erledigen“, sagte Hecken.

Der G-BA hatte am vergangenen Dienstag erstmals Nutzenbewertungen von Arzneimitteln im sogenannten Bestandsmarkt abgeschlossen. Bewertet wurden die Wirkstoffe Sitagliptin, Vildagliptin und Saxagliptin sowie entsprechende Wirkstoffkombinationen mit Metformin. Alle genannten Präparate sind für die Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2) zugelassen. Für Sitagliptin und Saxagliptin wurde ein Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen festgestellt, für Vildagliptin konnte kein Zusatznutzen beschlossen werden.


Lothar Klein


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