Vor den Koalitionsverhandlungen

Allianz der Heilberufe: Freiberuflichkeit erhalten!

Berlin - 21.10.2013, 14:20 Uhr


Die im Juni gegründete „Allianz der Heilberufe“, in der sich Ärzte, Zahnärzte und Apotheker zusammengetan haben, meldet sich zum Start der Koalitionsverhandlungen zu Wort. Ihre Botschaft an die Politik: Das duale Krankenversicherungssystem und die Freiberuflichkeit müssen erhalten bleiben.

Union und SPD wollen diese Woche in die Verhandlungen über eine Große Koalition einsteigen. Was das für die Gesundheitspolitik bedeutet, ist noch nicht klar. Die Allianz der Heilberufe macht aber schon einmal deutlich, was ihr und ihren Mitgliedern wichtig ist. Dabei hat sie zum einen die Pläne der SPD für eine Bürgerversicherung im Hinterkopf. Zum anderen sorgen sie die Bestrebungen der Europäischen Kommission, die Vorschriften zu freien Berufen anzugleichen – etwa im Hinblick auf die Berufsqualifikationen. 

„Die Forderung der Europäischen Kommission, das Berufsrecht der Gesundheitsberufe zu überprüfen oder abzuschaffen, ist auch ein Angriff auf die Qualität der pharmazeutischen Beratung durch gut ausgebildete Apotheker in Deutschland“, mahnt daher Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und stellvertretender Sprecher der Allianz. Gerade ältere Menschen, die oft viele Medikamente benötigten, profitierten von der individuellen Beratung in der Apotheke. „Discounter, die auch Medikamente verkaufen, könnten das nicht leisten“, betont Becker. Wegen vermeintlicher Einsparungen würden Strukturen zerstört, die in einer älter werdenden Gesellschaft mittel- und langfristig dringend gebraucht würden. Der DAV-Chef verweist darauf, dass die Apotheker viel in das Medikamentenmanagement ihrer Kunden investierten. Dazu gehöre eine qualifizierte Beratung. Diese zusätzlichen Dienstleistungen, so Becker, sollten sich auch in der Vergütung der Apotheker abbilden.

Auch der Sprecher der Allianz, Dr. Dirk Heinrich vom Verband der niedergelassenen Ärzte NAV-Virchow Bund, unterstreicht: „Noch gibt es in Deutschland eine gute ambulante Versorgung. Menschen hierzulande haben eine freie Arztwahl, und die niedergelassenen Mediziner können selbstständig mit den Patienten die Therapiewahl treffen“. Dieses hohe deutsche Niveau stehe nun auf dem Spiel. Heinrich: „Die Einführung einer Bürgerversicherung würde dazu führen, dass viele Ärzte ihre Praxen aufgeben müssten. Lange Wartezeiten und große Entfernungen wären die unmittelbaren Folgen für die Patienten“.

Gemeinsam kündigen Becker und Heinrich an: „Das gute Gesundheitssystem in Deutschland wird von vielen Seiten bedroht – daher werden wir zukünftig auch ein gemeinsames Vorgehen abstimmen, sollte die flächendeckende Versorgung unserer Patienten und Kunden gefährdet sein“.

Die Allianz der Heilberufe wurde diesen Sommer gegründet. Hinter ihr stehen nebem dem DAV und dem NAV-Virchow-Bund auch der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands (SpiFa), der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) und der Verband der Privatärztlichen Verrechnungsstellen (PVS).


Kirsten Sucker-Sket


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