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Leitbilddiskussion
Schmidt: Alternativen mit erheblichen Risiken behaftet
Vor 90 Delegierten im Saal hielt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt am Vormittag bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein in Neuss erneut ein engagiertes Plädoyer für die Eckpunkte des zukünftigen Leitbildes für die Apotheke. Der Kammer-Vorstand hatte ihn eigens hierzu eingeladen. Schmidt wies die Kritik zurück, das Leitbildprojekt „Perspektive 2030“ sei zu weit in die Zukunft hinein geplant. Spätestens 2016 will man zu allen Fragen im Konsens und am Start sein.
Dass sich Diskussion und Widerstand schon an dem Begriff „Leitbild“ entzünden, findet er verständlich. Schließlich gehe dieses weit über einen „Code of conduct“ hinaus. Es gebe wahrscheinlich keinen anderen Beruf, der über seine Geschichte hinweg so oft das Zentrum seines Selbstverständnisses und seiner Selbstbestätigung ändern musste, wie die Apotheker. Insofern dürfe es keinen wundern, dass das jetzt auch wieder passiere.
Als Alternativen zur Entwicklung eines neuen Leitbilds sieht Schmidt nur eine Gesundschrumpfung, Deprofessionalisierung weg vom Heilberufler zum Verkaufsprofi oder das „Prinzip Hoffnung“ auf Einsicht und Sinneswandel der Politik und Wachstum bei konstanten Leistungen. Alle diese wären jedoch mit erheblichen Unwägbarkeiten und Risiken behaftet. Wie auch immer man dazu stehe, meinte Schmidt, es sei zumindest eine „Modellpflege“ für die Zukunft erforderlich.
Eigentlich will er aber mehr, nämlich mehr Verantwortung für und nach der Abgabe des Arzneimittels, das heißt, raus aus der Zulieferer- hin zur Mitgestaltungsrolle. „Wer braucht denn einen Health Care Professional, der keine Entscheidungskompetenz hat?“ fragte Schmidt.
Der Präsident der AK Nordrhein Lutz Engelen, der Ende Oktober in einem Brief an Schmidt die Diskussionsführung in der Leitbild-Debatte scharf kritisiert hatte, brachte zum Ausdruck, dass sich die AK Nordrhein in Schmidts Darlegung in vielen Punkten wieder finden könne. Die Apotheker hätten schon viel auf den Weg gebracht und die Bereitschaft bekundet, mehr Verantwortung zu übernehmen, ergänzte Engelen. Was ihm fehle, sei der mitnehmende Prozess an der Basis. Engelen hierzu wörtlich: „Wir brauchen ein stärkeres ‚Wir-Gefühl‘ an der Basis. Das kriegen wir aber nur durch mehr Selbstbewusstsein, etwa durch Lob.“
Schmidt will die Diskussion nun auf eine breitere Basis stellen. Dafür wurde vor kurzem die Werbe- und PR-Agentur Cyrano aus Münster ins Boot geholt. Sie soll eine online-Befragung der Basis organisieren. Bis zum nächsten Apothekertag will Schmidt zu einem Ergebnis kommen. Er ist davon überzeugt, dass man den Diskussionsprozess zu einem guten Ergebnis bringen und dabei auch alle mitnehmen kann. Er schloss mit einem Bonmot von Franz Beckenbauer: „Es gibt nur eine Mannschaft, die uns schlagen kann – das sind wir selbst.“
Neuss - 20.11.2013, 14:06 Uhr