Illegaler Arzneimittelhandel in Brandenburg

Kammer und Verband warnen vor Fälschungen

Potsdam - 27.01.2014, 17:01 Uhr


Am 28. Januar beginnt vor dem Landgericht Potsdam ein Prozess gegen sieben Männer und eine Frau, denen illegaler Internethandel mit nicht zugelassenen Arzneimitteln und Betrug als Bandenmitglied vorgeworfen wird. Der Apothekerverband und die Apothekerkammer Brandenburg nehmen den Prozessauftakt zum Anlass, vor Arzneifälschungen aus dem Internet zu warnen.

Von 2008 bis 2011 sollen die acht Angeklagten insbesondere mit Potenz- und Schlankheitsmitteln illegale Geschäfte gemacht und dabei Einkünfte von weit mehr als 21 Millionen Euro erzielt haben. Zehn Prozesstage hat das Landgericht für das Verfahren angesetzt.

Den Brandenburger Apothekern bietet der Prozess Anlass, erneut vor den Gefahren von Arzneimitteln aus zwielichtigen Internetquellen zu warnen. Dazu verweisen sie auf das 2. Informationsforum Arzneimittelfälschung, das im September 2013 Zollkriminalamt, Interpol, Arzneimittelhersteller und Apotheker gemeinsam ausgerichtet haben. Die Bestandsaufnahme war ernüchternd: Jedes zweite im Internet gekaufte Medikament ist laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Fälschung. Deutsche Zollbehörden haben alleine im ersten Halbjahr 2013 rund 1,4 Millionen gefälschter Tabletten, Pulver und Ampullen sichergestellt – das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Und es zeigt sich: Auch hierzulande geht es nicht mehr nur um  Medikamente gegen Erektionsstörungen – gefälscht werden auch Mittel zur Behandlung von Krebs, HIV, Magengeschwüren, zu hoher Cholesterinwerte, Alzheimer, Bluthochdruck, Depression, Rheuma und Malaria sowie Verhütungsmittel.

Wie groß das Ausmaß des Handels mit illegalen Arzneimitteln tatsächlich ist, zeigte im letzten Jahr auch die weltweite Operation Pangea. In einer konzertierten Aktion hatten Polizei- und Zollbehörden unter der Leitung von Interpol vom 18. bis 27. Juni 2013 in 100 Staaten den internationalen Warenverkehr gezielt nach Fälschungen von Arzneimitteln untersucht. Dabei beschlagnahmten sie 9,8 Millionen potenziell gefährliche Medikamentenfälschungen und verhafteten 58 Personen. Mehr als 9.000 Internetseiten, die auf illegale Versandhändler verlinkt hatten, wurden identifiziert und abgeschaltet.

„Patienten wissen oft nicht, welchen hohen gesundheitlichen Risiken sie sich in Folge einer Bestellung von Medikamenten aus unsicheren Internetquellen aussetzen“, sagt Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK). „Es wurden mitunter lebensgefährliche Inhaltsstoffe in gefälschten Medikamenten gefunden. Die Arzneimittelkommission rät dringend, keine Arzneimittel aus dubiosen Quellen im Internet zu kaufen.“


Kirsten Sucker-Sket