Praxen gehen Ärzte aus

Mediziner werben um Nachwuchs

Berlin - 20.05.2014, 13:57 Uhr


Eine Ruhestandswelle bei niedergelassenen Medizinern reißt nach Darstellung der Ärzteschaft immer größere Lücken bei der Versorgung der Patienten. Deshalb will die KBV mehr junge Mediziner für eine Praxislaufbahn gewinnen. Forderungen nach mehr Geld für entsprechende Weiterbildungen stoßen bei den Kassen auf Skepsis.

„Bis 2021 werden etwa 51.000 Ärzte ihre Praxis aufgeben“, mahnte KBV-Chef Andreas Gassen am Dienstag in Berlin. Auch frühere massive Klagen von Ärztefunktionären über angeblich schlechte Bedingungen und wirtschaftliche Risiken schreckten viele Jungmediziner von einer Niederlassung ab. „Wir jammern nicht“, stellte Gassen nun klar. Der Verbandsvorsitzende und andere Ärztevertreter betonten, Praxisärzte genössen mehr Freiheiten als in der Klinik. Sie müssten heute auch kaum noch Strafzahlungen wegen zu viel verschriebener Arzneimittel fürchten.

KBV-Vize Regina Feldmann warnte vor massivem Ärztemangel. „Wir müssen gegensteuern, und zwar schnell.“ Junge Ärzte würden heute fast ausschließlich im Krankenhaus zum Facharzt weitergebildet. Sie müssten früher mit der ambulanten Versorgung in Kontakt kommen. Die KBV will erreichen, dass mehr Medizinabsolventen ihre Weiterbildung zum Facharzt in Praxen machen. Bisher fließen dafür pro Mediziner 3500 Euro an den Weiterbilder, der das Geld an den Jungmediziner weitergeben muss. Die Kosten teilen sich Ärztevereinigung und Kassen. Feldmann meinte, nötig seien aber 4500 Euro. Sie forderte hierfür die Einrichtung einer Stiftung, gespeist aus Beitrags- und Steuermitteln. Unter dem Motto „Lass dich nieder“ will die KBV zudem bundesweit mit Plakaten für die Arbeit in der Praxis werben.

Auch der Kassen-Spitzenverband teilt den Befund, dass sich trotz einer Rekordzahl an Medizinern insgesamt ein Hausarztmangel abzeichne. „Heute sind rund 40 Prozent der niedergelassenen Ärzte als Hausärzte tätig“, sagte Sprecher Florian Lanz. „Gleichzeitig erfolgten 2012 nur elf Prozent aller Facharztanerkennungen im Bereich der Allgemeinmedizin.“ Skeptisch zeigte er sich zur vorgeschlagenen Weiterbildungsstiftung.


dpa/DAZ.online


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