Ärztemonitor 2014

Jeder vierte Hausarzt will Praxis aufgeben

Berlin - 04.07.2014, 15:33 Uhr


In den kommenden Jahren wird sich die Verfügbarkeit von ambulanter medizinischer Versorgung deutlich verschlechtern. Jeder vierte Haus- und Facharzt will in den kommenden fünf Jahren seine Praxis aufgeben. Weil viele aber keinen Nachfolger finden, steigen der wirtschaftliche Druck und damit die Unzufriedenheit. Das ist das Ergebnis des Ärztemonitors 2014, einer Umfrage unter 10.000 Ärzten.

Bei der im Auftrag von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und NAV-Virchow-Bund durchgeführten Befragung gaben 23 Prozent an, bis zum Jahr 2020 ihre Praxis abzugeben. Weil sich die Suche nach einem Nachfolger schwierig gestaltet, sagen rund 75 Prozent, dass die Praxis ihre Funktion als Altersvorsorge verloren hat. Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV sieht darin einen „Skandal“: „Es darf nicht sein, dass eine freie Berufsgruppe, die erst in eine sehr lange Ausbildung, dann in Aufbau und Unterhalt einer Praxis investiert, die Arbeitsplätze sichert und die eine extrem wichtige Rolle in der Gesellschaft spielt, am Ende ihres Arbeitslebens nicht abgesichert ist.“

Trotz dieser Sorgen kümmert sich die übergroße Mehrheit der Ärzte nach wie vor mit großer Freude um ihre Patienten. „Meine Arbeit macht mir Spaß“ sagen 93 Prozent der niedergelassenen Hausärzte, 95 Prozent der Fachärzte und 99 Prozent der Psychotherapeuten. „Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen identifizieren sich in hohem Maße mit ihrer Arbeit“, so der KBV-Chef. Deutlich machen das auch folgende Zahlen: Mehr als acht von zehn Ärzten und Psychotherapeuten würden ihren Beruf erneut ergreifen und fast 100 Prozent empfinden ihre Arbeit als nützlich.

„39 Prozent der Praxisärzte sind unzufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Situation. 46 Prozent beklagen eine fehlende finanzielle Planungssicherheit“, stellte Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des NAV-Virchow-Bundes fest. Viele fühlten sich im Stich gelassen. „Bei einer persönlichen Arbeitsbelastung von durchschnittlich 54 Arbeitsstunden bei täglich 45 behandelten Patienten fehlt 66 Prozent der Befragten ausreichend Zeit für den Patienten.“ Dies und die ständig steigende Bürokratie sowie der wirtschaftliche Druck verschlechterten die Stimmung und führten dazu, dass 67 Prozent der Praxisärzte sich wünschen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. „Dies entspricht einerseits gesellschaftlichen Tendenzen, ist aber andererseits auch das Ergebnis der politischen Rahmenbedingungen für die Niedergelassenen.“


Lothar Klein


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