Österreich

Welche Arzneimittel landen im Hausmüll?

Remagen - 14.08.2014, 10:10 Uhr


Eine jetzt veröffentlichte österreichische Studie hat erstmals normalen Hausmüll auf Arzneimittelabfall untersucht. Über zwei Monate wurden Abfälle aus verschiedenen Bezirken Wiens gesammelt und analysiert. In fünf Tonnen Hausmüll wurden insgesamt 152 Medikamenten-Packungen gefunden, darunter 74 Prozent verschreibungspflichtige Arzneimittel, der Rest OTC-Medikamente.

Herz-Kreislauf-Mittel stellten mit rund einem Viertel den höchsten Anteil. Jeweils rund 10 Prozent waren Arzneimittel für das Muskel-Skelett-System, das Nervensystem und den Verdauungstrakt und Stoffwechsel. Die meisten Packungen (87 Prozent) waren orale, in der Regel feste Darreichungsformen. Nur 5 Prozent waren bereits über dem Verfalldatum.

22 Packungen (14,5 Prozent) enthielten noch Arzneimittel. Drei waren nicht einmal angebrochen. Bei den Packungen mit Inhalt war der Anteil der OTC-Arzneimittel höher als bei den gesamten Arzneimittelmüll-Funden. Hier kamen auch Arzneimittel für die Atemwege, z.B. gegen Erkältungen und Medikamente für das Muskel-Skelett-System, besonders anti-entzündliche Medikamente, häufiger vor.

Bezüglich des relativ hohe Anteils (40 Prozent) von Arzneimitteln zur Behandlung der Atemwege mit Rest-Inhalt vermuten die Autoren, dass viele Patienten solche Medikamente zur Selbstmedikation kaufen, sie dann benutzen, bis es ihnen besser geht, und dann die Reste, trotz weiterer Haltbarkeit, einfach in den Hausmüll entsorgen. Dass bei den Packungen mit Inhalt feste orale Formen am häufigsten waren, halten sie nicht unbedingt für aussagekräftig, denn flüssige Medikamente wie Tropfen und Sirup landen meist in der Spüle oder Toilette, so wird vermutet.

Die Nicht-Verwendung verordneter Medikamente führen die Forscher ebenfalls auf die mangelnde Preissensibilität der österreichischen Patienten zurück. Die Preise für Arzneimittel, die von der sozialen Krankenversicherung erstattet werden, sind nicht auf den Verpackungen angegeben, und die Apotheken-Endkundenpreise werden nicht veröffentlicht.

In Österreich sind die Patienten verpflichtet, nicht verwendete Arzneimittel an Apotheken zurückzugeben. Außerdem gibt es öffentliche Rücknahmestellen. Sanktionen für die unerlaubte Beseitigung sind allerdings bislang nicht vorgesehen.

Quelle: Vogler S, Leopold C, Zuidberg C, Habl C. Medicines discarded in household garbage: analysis of a pharmaceutical waste sample in Vienna. Journal of Pharmaceutical Policy and Practice 2014, 7:6. 


Dr. Helga Blasius


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