Importquote

Kohlpharma widerspricht ABDA

Berlin - 16.09.2014, 16:56 Uhr


Die Forderung der ABDA, die Importquote abzuschaffen, kommt bei den Arzneimittelimporteuren erwartungsgemäß nicht gut an. Das Merziger Unternehmen Kohlpharma kennt zwar den Ruf nach Streichung der Quote – neu ist dem Importeur aber die Begründung: „Standen im letzten Jahr noch Lieferengpässe und angeblich mangelnde Einsparungen im Vordergrund der Argumentation, nutzt man nun die Aktualitäten und wirft Importeuren vor, das Einfallstor für Fälschungen zu sein.“

Die heutige ABDA-Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Apothekertags rankte sich um das nach den Arzneimittel-Diebstählen in Italien noch immer virulente Thema Arzneimittelfälschungen. Der DAV-Vorsitzende Fritz Becker forderte unter anderem die Abkehr von der zu erfüllenden Importquote. Den Apotheken müsse wieder mehr Entscheidungsspielraum bei der Arzneimittelabgabe eingeräumt werden. Becker beklagte zudem eine „große Sicherheitslücke“, weil Importeure auf eine Laborprüfung verzichteten.

Kohlpharma konterte umgehend: Es seien vor allem zwei Firmen – CC Pharma und Orifarm – gewesen, bei denen gestohlene Ware aufgetaucht ist. „Das ist schlimm und muss in der Zukunft vermieden werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Dies sei aber zunächst Sache der betroffenen Firmen, die der Aufsicht der Überwachungsbehörden unterliegen. Die Importquote habe mit diesen Vorkommnissen hingegen „rein gar nichts zu tun“.

Zudem: Den von der ABDA geforderten Entscheidungsspielraum habe der Apotheker bereits heute. Über 50 Importeure konkurrierten schließlich um seine Gunst, so Kohlpharma. Wenn Sicherheitserwägungen in der Praxis der Apotheke so wichtig wären und der Apotheker seiner „Türsteherfunktion“ gerecht werden wolle, wie es der Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer, zurecht fordere, hindere ihn die Importquote daran nicht. Der Apotheker sollte vielmehr auffällig gewordene Firmen durch Mindereinkauf abstrafen und korrekt arbeitende Firmen durch Mehreinkauf belohnen, meint Kohlpharma. Tatsächlich sind bei dem saarländischen Unternehmen noch keine Fälschungen aufgetaucht – es schwört auf sein Controlling und lang bewährte Geschäftskontakte.

Und Kohlpharma verteilt noch mehr Spitzen: Was seine Aussagen zu den Laborprüfungen betrifft, glänze DAV-Chef Becker durch „erstaunliche Unkenntnis“. Zwar durchliefen Importeure wirklich ein vereinfachtes Verfahren. Selbst bei zentral von der EMA zugelassenen Präparaten zeige der Importeur lediglich den Vertrieb an, da die therapeutische Identität bereits feststehe. Laborprüfungen des Wirkstoffs fänden hingegen durch den Hersteller statt, der die Präparate in den nationalen Märkten in Verkehr bringe. „Laborprüfungen von Importeuren zu fordern ist nicht nur sachfremd, sondern letztlich auch undurchführbar“, so Kohlpharma. „Mit gleicher Logik könnte Herr Becker Laborprüfungen von Apothekern und Großhändlern fordern, die unlängst große Mengen gefälschter Omeprazol-Präparate unwissentlich vertrieben haben.“

Auch die von Becker genannte Einsparquote von 91 Millionen Euro durch Importe ist für Kohlpharma nicht nachvollziehbar. Das Unternehmen verweist auf Daten von Insight Health: Danach seien im Jahr 2013 insgesamt 35,5 Millionen Packungen Importe verkauft worden. Der Umsatz zu Apothekenverkaufspreisen habe 3,8 Milliarden Euro betragen. Die direkten Einsparungen beziffert Kohlpharma auf rund 300 Millionen Euro.

In einem Punkt stimmt der Importeur jedoch mit der ABDA überein: Die Arzneimittelversorgung muss sicher sein. Daher seien die Importeure Kohlpharma und Eurim auch mit den anderen Playern am Securpharm-Projekt beteiligt.


Kirsten Sucker-Sket


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