Diskussion des Perspektivpapiers

Glaeske: Apotheken werden sich differenzieren

München - 18.09.2014, 11:52 Uhr


Bei der Diskussion des Perspektivpapiers auf dem DAT in München diskutierten ABDA-Vize Mathias Arnold und der Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, Stefan Fink, mit dem Bremer Versorgungsforscher Gerd Glaeske. Die Arbeitsteilung, die in der Medizin schon lange völlig normal ist, werde sich nun auch in der Apothekerschaft vollziehen, prognostizierte Glaeske.

Glaeske bezeichnete das Perspektivpapier „Apotheke 2030“, das der Apothekertag kurz zuvor mit sehr großer Mehrheit verabschiedet hatte, als eine der wichtigsten Entscheidungen der Apothekerschaft überhaupt. Es beschreibe eine grundsätzliche Zielrichtung, die Patientenorientierung. Denn das Gesundheitssystem ist nicht für die Krankenkassen, Leistungserbringer oder gar die Pharmaindustrie gemacht – sondern für die Patienten.

Das Perspektivpapier führe aber zu einer Differenzierung innerhalb der Apothekerschaft. „Es wird Arbeitsteilung geben“, betonte Glaeske. Diese Arbeitsteilung sei in der Medizin schon sehr lange etabliert und normal. Nun müsse es sie auch in der Pharmazie geben. Denn nicht jeder Apotheker habe die Kompetenz, ein Medikationsmanagement durchzuführen. Nur durch die Schaffung von Kompetenz und den Beleg des Patientennutzens könne eine Honorierungsfähigkeit des Medikationsmanagements erreicht werden. „Es gibt drei Strategien, die Akzeptanz des Medikationsmanagements zu erreichen: erstens: Kompetenz zeigen; zweitens: Kompetenz zeigen; drittens: Kompetenz zeigen.“

Dass das Thema der Differenzierung der Kompetenzen innerhalb der Apothekerschaft ein umstrittenes ist, zeigte die Reaktion Finks: Eine Differenzierung, die auf der Größe der Apotheke oder der Anzahl der Mitarbeiter beruhe, werde es nicht geben, betonte er. Einig war man sich auf dem Podium darin, dass grundsätzlich jede Apotheke und jeder Apotheker die Möglichkeit haben muss, die nötigen Kompetenzen zu erwerben. ABDA-Vize Arnold führte aus, dass es auch unter den Apothekern das „dialektische Pärchen“ des Spezialisten und des Universalisten gebe. Neben einem „universalistischen Medikationsmanagement“, das in jeder Apotheke angeboten werden könne, werde es hoch spezialisierte Versorgungen von beispielsweise HIV-Patienten geben. Arnold verwies darauf, dass das Medikationsmanagement eher ein Werkzeugkasten sei, aus dem sich die Apotheker bedienen können.

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass die ABDA kein fertiges Strategiepapier zur Umsetzung in der Schublade liegen hat. Prof. Martin Schulz, ABDA-Geschäftsführer für den Bereich Arzneimittel, erläuterte, man habe Definitionen erarbeitet, Artikel veröffentlicht und arbeite derzeit an einem Curriculum für die Fortbildung. Aber die Umsetzungsstrategie für das Perspektivpapier werde jetzt erarbeitet – aus der Praxis heraus.


Dr. Benjamin Wessinger


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