Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands

vfa soll „vor der eigenen Haustür kehren“

Berlin - 13.10.2014, 09:59 Uhr


Die Arzneimittelimporteure haben derzeit einen schweren Stand. Die von den deutschen Apotheken zu erfüllende Importquote steht nach dem Auftauchen gestohlener Arzneimittel bei einzelnen Importeuren nicht nur seitens der Apothekerschaft in der Kritik. Diese weist jedoch vor allem der Merziger Importeur Kohlpharma beharrlich zurück. Nun hat der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands den jüngsten Äußerungen der Hauptgeschäftsführerin des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) Birgit Fischer widersprochen.

Fischer hatte erklärt, Reimporte erwiesen sich als die „Achillesferse in der sicher geschlossenen Lieferkette“. Sie forderte gegenüber DAZ.online strengere Sorgfalts- und Dokumentationspflichten für Importeure. Die gesetzliche Förderklausel für ihre Präparate gehöre auf den Prüfstand.

Der VAD kontert, dass Importe sogar eine weitere Kontrollstufe in der Lieferkette seien. So sei es ein deutscher Importeur gewesen, der die manipulierten Herceptinfläschchen über einen italienischen Großhändler zwar bezog, aber erkannte und den Behörden meldete. Erst so sei bekannt geworden, dass sich staatlich zugelassene Großhändler in Italien mit krimineller Absicht an der Medikamentenhehlerei beteiligten und mit gefälschten Dokumenten eine scheinbar legale Lieferkette vortäuschten, lassen die sieben Mitglieder des VAD vermelden.

„Der eigentliche Skandal liegt im Umgang mit den Diebstählen in Italien“, meint Jörg Geller, Vorstandsmitglied des VAD und Geschäftsführer von Kohlpharma. „Hätte das vfa-Mitglied Roche den Diebstahl u.a. seiner Herceptinchargen aus den Krankenhäusern und sogar ganzer LKW-Ladungen sofort in den Markt gemeldet, würden wir heute nicht diese Diskussion führen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass der Hersteller hier monetäre und wohl auch Imagegründe vor die Sicherheit der Lieferkette und am Ende die Sicherheit der Patienten stellt. Bezüglich höherer Anforderung an die Sorgfalt ist hier zunächst vor der eigenen Haustür zu kehren“, meint Geller.

Auch Fischers Argument, das AMNOG erzeuge mittlerweile ausreichend Preisdruck auf die Arzneimittelpreise, so dass die Förderklausel nicht mehr nötig sei, weist Geller zurück: „Wenn dem so wäre, hätte sich der Import von alleine erledigt. Im Gegenteil ist 2014 der Marktanteil der Importe im Vergleich zu 2013 nochmals gestiegen. Die europäische Preisspreizung ist noch immer da und sie ist groß genug für Einsparungen durch Importarzneimittel.“

Selten hörte man so viel von den Arzneimittelimporteuren wie in den vergangenen Wochen. Kohlpharma konterte nicht nur seinen direkten Widersachern – auch in der Branche selbst wurde der Ton harscher. Hinzu kamen letzte Woche zwei Geschäftsführerabgänge bei CC Pharma und Orifarm. Diese hatten nach offiziellen Angaben zwar nichts mit den in den Unternehmen aufgetauchten und zurückgerufenen italienischen Arzneimitteln zu tun – dennoch hinterlässt der zeitliche Zusammenhang einen gewissen Beigeschmack.


Kirsten Sucker-Sket


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