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Antibiotika-Report der DAK-Gesundheit
Antibiotika: Mehr Aufklärung nötig
Antibiotika werden zu häufig verordnet: Fast 30 Prozent der Antibiotika-Verordnungen im vergangenen Jahr waren mit Blick auf die Diagnose fragwürdig. Das geht aus einer Analyse von Arzneimitteldaten für den DAK-Antibiotika-Report hervor. Ursächlich für die Über- und Fehlversorgung sind laut Report im Wesentlichen ein unkritisches Verordnungsverhalten vieler Ärzte und eine falsche Erwartungshaltung der Patienten. Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen setzt bei der Aufklärung von Patienten zum Thema Antibiotika auch auf Apotheken.
Für den Report hat die DAK-Gesundheit anonymisierte Arzneimittel- und Diagnosedaten ihrer Versicherten ausgewertet. Daneben ließ die Kasse vom Forsa-Institut 3100 Menschen zu ihrem Umgang, ihrer Einstellung und ihrem Wissen über Antibiotika befragen. Es zeigte sich, dass im Jahr 2013 vier von zehn DAK-Versicherten Antibiotika eingenommen haben. Etwa 30 Prozent der Verordnungen waren aufgrund der Diagnose fragwürdig. Vor allem bei Infektionen der oberen Atemwege, Bronchitis oder Husten seien entgegen der Behandlungsleitlinien häufig Antibiotika verschrieben worden.
Verteilt auf unterschiedliche Altersgruppen zeigte sich, dass junge Versicherte (unter 15 Jahren) sowie ältere Versicherte (85- bis 90-Jährige) mit 45 bzw. 44 Prozent am häufigsten Antibiotika eingenommen haben. Zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen zählen Amoxicillin (12%), Cefuroxim und Ciprofloxacin (je 11%) – alles Breitbandantibiotika. Der Umgang mit Reserveantibiotika ist zwar etwas kritischer geworden – im Vergleich zum Jahr 2010 wurden 2013 zwei Prozent weniger Fluorchinolone oder Cephalosporine der 3. und 4. Generation verordnet – Entwarnung gibt die DAK jedoch nicht. So entfiel laut DAK-Report fast ein Viertel der Antibiotika-Verschreibungen bei den über 60-jährigen Versicherten auf die Wirkstoffgruppe der Fluorchinolone.
Die Umfrage des Forsa-Instituts zeigt zudem, dass die Menschen besser über das Thema Antibiotika informiert werden müssen. So denken 40 Prozent der Befragten, dass Antibiotika auch bei Virusinfekten wirken würden. Besonders bei Erkältungskrankheiten tritt eine falsche Erwartungshaltung zutage: Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie eine Antibiotika-Verordnung bei hartnäckigen Erkältungen wünschen. Ein Viertel möchte ein Rezept, um im Beruf schnell wieder fit zu sein. Auch bei der richtigen Anwendung von Antibiotika traten Informationsdefizite zutage: Jeweils elf Prozent der Befragten erklärten, dass sie eigenständig mit der Antibiotika-Einnahme aufhören oder die Dosis reduzieren, wenn es ihnen besser geht. 14 Prozent der Umfrage-Teilnehmer heben zudem Reste auf, um sie bei ähnlichen Beschwerden wieder nehmen zu können oder um diese an Familienmitglieder weiterzugeben.
Als Informationsquelle über Risiken, Nebenwirkungen und Einnahmehinweise nutzen drei Viertel der Befragten die Packungsbeilage und 72 Prozent informieren sich im Gespräch mit dem Arzt. Im Internet recherchieren drei von zehn Befragten, und drei Prozent gaben an, sich gar nicht zu informieren. 40 Prozent der Befragten hingegen erklärten, auch in der Apotheke nachzufragen. „Ich glaube, das ist eine Möglichkeit, die zu wenig genutzt wird“, erklärte Glaeske dazu. Patienten hätten in der Apotheke eine gute Möglichkeit, nachzufragen und sich entsprechende Informationen für die richtige Anwendung und den Umgang mit Antibiotika zu holen.
Die Ergebnisse nahm die DAK-Gesundheit nun zum Anlass, mit einer breit angelegten Informationskampagne Ärzte wie Patienten für einen kritischeren Umgang mit Antibiotika zu sensibilisieren. Daneben fordert die Kasse unter anderem eine Leitlinie für den Einsatz von Antibiotika im ambulanten Bereich sowie mehr Forschung an neuen Wirkstoffen.
Berlin - 28.10.2014, 15:43 Uhr