Illegale Neuroenhancer

Rekordfang in Großbritannien

Remagen - 30.10.2014, 16:07 Uhr


Der britischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency - MHRA) ist ein Schlag gegen den illegalen Handel mit Smart Drugs, auch als Neuroenhancer oder Nootropika bekannt, gelungen. Mit einem Mal konnte die MHRA über 20.000 Einheiten von 13 verschiedenen Arten kognitiver Enhancer mit einem ungefähren Wert von 200.000 britischen Pfund beschlagnahmen. Das ist der größte Fang, den die Agentur nach eigenem Bekunden jemals gemacht hat.

Eingeleitet wurde die Aktion durch einen Hinweis der norwegischen Arzneimittelagentur, nachdem der dortige Zoll auf eine Reihe entsprechender Pakete gestoßen war. Die Briten starteten daraufhin eine vollständige Untersuchung, nachdem sie die Quelle der Sendungen identifiziert hatten: einen Anbieter des nicht zugelassenen russischen kognitiven Enhancers Carphedon.

Zu den sichergestellten Substanzen gehörten schließlich größere Mengen des ebenfalls in Russland verkehrsfähigen Peptid-Nootropikums Noopept und des Designer-Stimulans Carphedon sowie Centrophenoxin, Oxiracetam, Sunifiram, Citicolin und Aniracetam. Die Breite des Spektrums spiegelt aus der Sicht der Behörde die aufkeimende Nachfrage und die Vielfalt der neuen Wirkstoffe am illegalen Markt wieder. Sie bietet nach Einschätzung der MHRA zudem großen Anlass zur Sorge, weil die Nutzer offenbar vielfach herumexperimentierten und manche Substanzen wie etwa Sunifiram bislang nie getestet wurden oder gar Gegenstand klinischer Studien am Menschen waren.

Die MHRA warnt angesichts dieses Fundes erneut vor den Gefahren des Online-Kaufs von Arzneimitteln - nicht nur wegen des erheblichen Risikopotenzials der Neuroenhancer, sondern auch wegen der Gefahr von Qualitätsminderungen und Fälschungen. 

Der Leiter der Abteilung Vollstreckung der MHRA Alastair Jeffrey meint: „Dies ist ein neuer und sehr besorgniserregender Trend. Die Vorstellung, dass Menschen bereit sind, ihre Gesundheit zu gefährden, um sich damit einen intellektuellen Vorteil gegenüber anderen zu verschaffen, ist zutiefst beunruhigend. Und das auch noch ohne Rezept aus unregulierten und rechtswidrigen Quellen, denen es nur um eins geht, nämlich ums Geld verdienen.“


Dr. Helga Blasius