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Rezeptfreie „Pille danach“
Frauenärzte dagegen, aber gesprächsbereit
Die Beratung zu Notfallkontrazeptiva durch Frauenärzte ist „die bewährte, nachhaltige und damit optimale Lösung“ – davon ist man beim Berufsverband der Frauenärzte, der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin überzeugt. Trotz erheblicher Zweifel an der rezeptfreien Abgabe von Ulipristalacetat (ellaOne®) und Levonorgestrel (PiDaNa®) zeigen sich die Verbände aber bereit, gemeinsam mit den Apothekern eine Beratungslösung zu erarbeiten.
In einer gemeinsamen Stellungnahme räumen die Präsidenten der drei Organisationen, Dr. Christian Albring (BVF), Prof. Dr. Diethelm Wallwiener (DGGG) und Prof. Dr. Thomas Rabe (DGGEF) ein, dass die Rezeptfreiheit der beiden Präparate „aus pharmakologischer Sicht möglich scheint“. Dennoch lehnen sie diese ab. Sie betonen, dass die Rezeptpflicht und die frauenärztliche Beratung dazu beigetragen hätten, dass Deutschland in Europa und weltweit mit seiner niedrigen Rate an Schwangerschaftsabbrüchen einen Spitzenplatz einnimmt. Und diesen sehen sie gefährdet.
Die Mediziner sind überzeugt: „Eine medizinisch kompetente, sorgfältige, und vertrauliche Beratung in der Apotheke zu den Fragen, ob die Einnahme der Pille danach überhaupt notwendig ist, welches Präparat möglicherweise geeignet oder ungeeignet ist, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind und vor allem, wie im weiteren Zyklus verhütet werden muss, damit es nicht nach der Verschiebung des Eisprungs später noch zu einer ungewünschten Schwangerschaft kommt, ist problematisch und in den meisten Fällen unmöglich.“
Kostenproblematik
Zudem verweisen sie auf die Kostenproblematik – denn rezeptfreie Arzneimittel sind nicht erstattungsfähig. Bislang werde die „Pille danach“ aber für Mädchen und Frauen bis zum 20. Lebensjahr von den Kassen bezahlt, ebenso wie die „normale“ Antibabypille. Künftig können Apotheken den Preis für PiDaNa® und ellaOne® wie bei jeden anderen rezeptfreien Arzneimittel selbst festlegen. Die Befürchtung der Ärzteverbände: Wenn junge Frauen künftig für die ‚Pille danach‘ in der Apotheke bezahlen müssten, wäre zu fürchten, dass Teenager trotz eines ungeschützten Geschlechtsverkehrs von dem Kauf Abstand nehmen und schwanger werden. Zudem sind sich die Ärzte sicher, „dass die Mädchen und Frauen neben den Kosten für das Medikament künftig auch für die Beratung zahlen müssen, während sie bisher Bestandteil des Leistungskataloges der Krankenkassen war“ – so wie in der Schweiz.
Aller Kritik zu Trotz erklären die Verbände: Falls Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Frauenärzte auffordert, gemeinsam mit den Apothekern eine Beratungslösung zu erarbeiten und damit eine verantwortungsvolle Rezeptfreiheit für die beiden Arzneimittel zur Notfallverhütung vorzubereiten, werden sich der BVF, die DGGG und die DGGEF beratenden Gesprächen nicht verweigern.
Berlin - 12.01.2015, 11:00 Uhr