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Geschäftsmodell Gesundheitsdaten?
Digitale Gesundheitshelfer im Kommen
Jeder Dritte in Deutschland würde seine persönlichen Gesundheits- und Fitnessdaten aus Smartphone-Apps, Fitness-Trackern oder anderen Messgeräten an seine Krankenversicherung weiterleiten – wenn er dafür im Gegenzug Vorteile erhält. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Marktforschungsfirma YouGov hevor. Die Verbraucherzentralen warnen allerdings vor einem zu sorglosen Umgang mit persönlichen Daten bei digitalen Gesundheitsangeboten.
Der Studie zufolge haben inzwischen 41 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Gesundheits-App auf dem Smartphone installiert. Für 39 Prozent der Befragten kommt es dennoch nicht infrage, die ermittelten Daten weiterzugeben. Eine große Mehrheit (73%) hätte generell Sorge, dass die Krankenversicherung bei einem verschlechterten Gesundheitszustand einen erhöhten Beitrag verlangen könnte. Auch beim Datenschutz ist die große Mehrheit der Bevölkerung skeptisch. 81 Prozent gehen davon aus, dass die erfassten Daten auch für andere Zwecke verwendet werden.
Verbraucherschützer warnen
Angesichts von Überlegungen in der Versicherungsbranche, die Gesundheitsdaten von Versicherten zu sammeln und einen gesunden Lebensstil zu belohnen, warnt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller: Neuartige Modelle, die per elektronischer Überwachung Fitness, Lebensstil und Ernährung der Versicherten messen und im Gegenzug Reisegutscheine oder Rabatte bei der Versicherungsprämie versprechen, seien eine Abkehr von der solidarischen Versicherung. Eine solche Rundum-Überwachung könne vermeintlich attraktiv sein, wenn man jung, gesund, fit und fidel sei, so Müller – aber man wisse leider aus anderen Versicherungstarifen, dass dies selten bis zum Ende des Lebens so sei. „Und insofern können wir nur eindeutig davor warnen.“
Kassen machen Druck
Derweil will Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) mit seinem vorgelegten Entwurf für ein E-Health-Gesetz den Datenaustausch über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) vorantreiben. Deutschland stehe erst ganz am Anfang der digitalen Vernetzung des Gesundheitswesens, konstatiert die Schwenniger Krankenkasse. Immer mehr Menschen verwendeten „digitale Gesundheitshelfer“, erklärt Vorstand Thorsten Bröske – gerade junge Erwachsene. Bislang sei davon jedoch kaum etwas in der medizinischen Versorgung angekommen. Andere Länder seien da schon viel weiter.
Aus Sicht der Kasse sollte das Ziel sein, auch die über Apps gewonnenen Gesundheitsdaten in die zu schaffende telemedizinische Infrastruktur zu integrieren. Gleichzeitig gelte es, den Austausch medizinischer Daten zwischen Ärzten, Kliniken und Apotheken zu professionalisieren und die Kommunikation zu verbessern. Selbst elektronisch erfasste medizinische Befunde und Verordnungen passierten lediglich in Papierform die Schnittstellen zwischen den Versorgungsbereichen. „Das Kirchturmdenken im deutschen Gesundheitswesen muss endlich überwunden werden“, meint Bröske. Bisher diene die elektronische Datenübermittlung im Wesentlichen zu Abrechnungszwecken.
Berlin - 20.01.2015, 16:28 Uhr