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Neues aus der ABDA-Welt: Es wird keine OTC-Ampeln geben – schade, dabei haben wir uns so auf die Ampelmännchen gefreut! Aber es wird einen Tag der Apotheke geben, der politisch aufgeladen wird – aber Hallo! Und die ABDA lässt die Champagnerkorken knallen – als frischgebackener e.V. mal eben 2 Millionen Euro gespart.
18. Januar 2016
Das ist ja wieder ein Herumeiern vom Feinsten, mein liebes Tagebuch, was unser BAK-Präsident Kiefer da im Schladminger Skigebiet zum Besten gegeben hat – nicht auf der Piste, sondern in seiner Eröffnungsrede zum Pharmacon. Grundsätzlich sollten Apotheker evidenzbasiert beraten, verkündete er da, eine „OTC-Ampel“, die dem Apotheker den Evidenzgrad und die Nutzenbewertung eines Arzneimittels plakativ anzeigt, soll es aber nicht geben. Ja wie, mein liebes Tagebuch, wie kommt er denn jetzt auf eine OTC-Ampel? Wo hat er denn die hervorgezaubert? Davon war nun wirklich nicht die Rede. Eine „OTC-Ampel“, die in Form einer Liste mit Rot-Gelb-Grün anzeigt, ob ein OTC-Arzneimittel evidenzbasiert empfohlen werden kann, eher weniger oder gar nicht – das kann es in der Tat nicht geben. Da hat er Recht. Wer das glaubt, die Evidenzlage mit drei Farben in den Griff zu bekommen, hat den Sinn evidenzbasierter Empfehlungshilfen nicht verstanden. Vielleicht ist Kiefers Exkurs in die Farblehre der Verkehrssteuerung auch nur als Ablenkungsmanöver zu verstehen. Denn, mit Verlaub, es stellt sich nicht gerade das Gefühl ein, dass die ABDA Feuer und Flamme ist für den Aufbau einer Datenbank mit evidenzbasierten Ergebnissen zu Nutzen und Schaden der am häufigsten abgegebenen OTC-Arzneimittel, wie es der Apothekertag beschlossen hatte. Macht ja auch Arbeit und man würde sich dann ja auch mit Big Pharma anlegen, wenn man solche Datenbanken erstellt. Stattdessen denkt man im Lindencorso eher an einen kleinen unverbindlichen Newsletter oder an eine putzige Datenbank mit Kasuistiken – aber auch nur vielleicht und mal sehen und überhaupt. Ach ABDA, wie soll das noch mal was werden.
19. Januar 2016
Na, mein liebes Tagebuch, dabei bemüht sich die ABDA doch gerade um eine Super-Imagekampagne für dieses Jahr! Jawoll! „Wir werden über Planungssicherheit und über hoch versorgungsrelevante Leistungen der Apotheken wie Rezepturen und die Abgabe von Betäubungsmitteln sprechen“, kündigte Öffentlichkeitssprecher Kern in der PZ die Kampagne an. Rums, das haut rein, das betäubt mich vollends, mein liebes Tagebuch. Auch das Thema Medikationsanalyse soll auf der Agenda bleiben, für Öffentlichkeit und Politik aufbereitet und „über spezifische Kommunikationskanäle“ transportiert werden. Uiuiui, wenn da mal nicht die Kanäle voll sind. Aber, Achtung, der Höhepunkt kommt am 7. Juni. Jetzt festhalten: Der 7. Juni wird in Zukunft und auf ewig und immer der Tag der Apotheke! Er bekommt kein wechselndes Motto, sondern wird „Projektionsfläche für die große Vielfalt der pharmazeutischen Leistungen…“. Hat er gesagt, der Mann fürs Öffentliche. Die Apotheken können vor Ort Aktionen dazu machen, natürlich Leitfaden-basiert, nach einem Leitfaden der ABDA, bitteschön. Aber das Schönste kommt zum Schluss: „Der Tag der Apotheke soll von Verbandsseite mit einem politischen Thema aufgeladen werden“. Mein liebes Tagebuch, ist das das Erwachen der Macht? Welch ein Jahr liegt da vor uns!
20. Januar 2016
Jetzt wird auch der Bundesrat umfallen. Um die Umsetzung einer EU-Richtlinie zur Anerkennung von Berufsqualifikationen nicht noch länger zu verzögern, hat er durchblicken lassen, sich nicht gegen den Zehn-Punkte-Katalog zu stemmen, mit dem Bundesgesundheitsminister Gröhe das Berufsbild des Apothekers definiert, nämlich vornehmlich als Schubladenzieher und Pillendreher. Ganz abgesehen davon, dass moderne Beratungs- und Informationstätigkeiten des Apothekers so gut wie nicht mit dem Katalog erfasst sind, kommt darin der Apotheker mit einem Arbeitsplatz außerhalb von Apotheken nicht vor. Der Apotheker und Hochschullehrer Theo Dingermann hat unlängst in einem Kommentar zu verstehen gegeben, dass er nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert über die Inflexibilität von Gröhe ist. Mit der Gröheschen Neudefinition des Apothekerbildes müsse er sich wohl zumindest temporär aus der Gruppe seiner Apothekerkollegen verabschieden, meinte Dingermann, und sich in Zukunft als Pharmazeut ausweisen, aber nicht mehr als Apotheker. Er fragt sich sogar, ob hinter all dem, was sich die Politik derzeit leistet, ein größeres Konzept steckt, nämlich eine „langsame Entakademisierung des Apothekerberufs“. Mein liebes Tagebuch, ohne gleich Verschwörungstheorien aufkommen zu lassen: Mitunter kann man da schon Methode dahinter sehen – wenn man als ausgebildeter Vollakademiker noch nicht einmal ohne Rücksprache mit dem Arzt den Arztvornamen und dessen Telefonnummer auf dem Rezept ergänzen darf! Außerdem: die demütigenden und zum Teil lächerlichen Retaxationen von Kassen! Dann die Zurückweisung in die zweite und dritte Reihe beim Medikationsplan. Da können schon Gedanken aufkommen, dass uns die Politik langfristig wo ganz anders haben möchte…
21. Januar 2016
So viel heiße Luft in Schladming, dass sogar der Schnee schmilzt. Gut, dass die DAZ nochmal bei Kiefer nachgefragt hat, wie das mit der evidenzbasierten OTC-Beratung nun gemeint ist. Also, mein liebes Tagebuch, es ist so: Klar, der Antrag zur Aufarbeitung der Evidenz von OTC-Arzneimitteln sei vom geschäftsführenden Vorstand der ABDA eindeutig angenommen. Aber: Die Bereitstellung der Daten sei ein langfristiges Projekt (laaaaang mit vielen a!), das kostet. Und dafür seien innerhalb der Geschäftsstelle keine Haushaltsmittel für 2015/2016 eingeplant gewesen. Klar, mein liebes Tagebuch, wie auch. Kam ja alles so plötzlich – und eine neue Bleibe musste auch schnell gekauft werden. Und so soll’s laut Kiefer weitergehen: Der Govi-Verlag wird jetzt erstmal einen Projektplan erarbeiten, wie man die Daten unabhängig aufarbeiten und nutzerfreundlich bereitstellen kann. Pläne sind immer gut. Und dann schaun wir mal, gell? Und damit alles schön unabhängig bleibt, soll die Erstellung der Datensammlung an die Hochschulen angegliedert werden, wie auch immer das zu verstehen ist. Mein liebes Tagebuch, wie geht es dir dabei? Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass in diesem Projekt noch viel, viel Luft steckt.
22. Januar 2016
Der gschlamperte Zustand, ein Nichts zu sein, hat ein Ende: Unsere ABDA ist ab sofort ganz offiziell ein eingetragener Verein (e.V.). Da dürfen schon mal die Champagnerkorken knallen, denn als eingetragener Verein spart die ABDA – da jetzt endlich „grundbuchfähig“ – beim Kauf der neuen Bleibe am Hauptbahnhof mal locker 2,1 Millionen Euro an Grunderwerbsteuer. Die hätten nämlich bei einer Treuhänderlösung wie beim alten Apothekerhaus doppelt gezahlt werden müssen. Die Eintragung ins Vereinsregister sei „komplikationslos“ erfolgt, stellt die Pressestelle heraus. Mein liebes Tagebuch, und da fragt man sich, warum man diesen Schritt nicht schon längst vollzogen hat? Schließlich musste man doppelte Grunderwerbsteuer wohl auch beim ABDA-Haus in Eschborn bezahlen und beim Palais in der Jägerstraße. Wie auch immer, hoffen wir, dass die Vereinsgründung nicht der einzige Anlass in diesem Jahr für ein Gläschen Champagner bleibt!
24 Kommentare
Runter von der Couch
von Reinhard Rodiger am 25.01.2016 um 0:39 Uhr
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Tagebuch
von Karl Friedrich Müller am 24.01.2016 um 21:20 Uhr
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Apotheke auf die Couch ...
von Reinhard Herzog am 24.01.2016 um 15:39 Uhr
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Aw: Aw: Akademisierung usw.
von Wolfgang Müller am 24.01.2016 um 15:14 Uhr
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AW: Back to the Roots ........
von Wolfgnag Müller am 24.01.2016 um 15:29 Uhr
Sind die eingesparten ....
von gabriela aures am 24.01.2016 um 14:42 Uhr
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AW: Verplant
von Dr. Christoph Klotz am 02.02.2016 um 13:46 Uhr
Rot-Gelb-Grüne Konfetti und das ABDA-Dreigestirn
von Andreas P. Schenkel am 24.01.2016 um 13:00 Uhr
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2016
von Wolfgang Müller am 24.01.2016 um 12:44 Uhr
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Machen wir was draus!
von Kerstin Kemmritz am 24.01.2016 um 12:17 Uhr
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AW: Kompetenz
von Karl Friedrich Müller am 24.01.2016 um 21:15 Uhr
Warum wird es vielleicht wirklich nichts mit der "Akademisierung"?
von Wolfgang Müller am 24.01.2016 um 12:16 Uhr
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AW: Jahr der Apotheker!
von Kerstin Kemmritz am 24.01.2016 um 12:26 Uhr
AW: Gutbezahlt ?
von gabriela aures am 24.01.2016 um 13:06 Uhr
AW: Zusammenarbeit im heilberuflichen Sinne
von Andreas P. Schenkel am 24.01.2016 um 13:14 Uhr
Schlapp in Schladming ...
von gabriela aures am 24.01.2016 um 11:59 Uhr
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Politik
von Dr.Diefenbach am 24.01.2016 um 10:39 Uhr
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letzte Reihe
von Dr. Jochen Pfeifer am 24.01.2016 um 10:17 Uhr
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AW: Würde ich nicht so sehen...
von Philipp Jüttner am 24.01.2016 um 12:07 Uhr
AW: Nach Schiff und Ufer wird noch gesucht
von Kerstin Kemmritz am 24.01.2016 um 12:41 Uhr
AW: ....genau so ist es, liebe Kerstin
von Dr. Christian Meisen am 24.01.2016 um 13:56 Uhr
frische Luft!
von Christian Giese am 24.01.2016 um 9:36 Uhr
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Wo laufen sie denn?
von Ulrich Ströh am 24.01.2016 um 9:07 Uhr
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AW: Auch so ....
von gabriela aures am 24.01.2016 um 12:14 Uhr
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